Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Josef Siebert, Major im k. k. Generalstabs-Corps: Über den Streifzug Thielmann's im Feldzuge 1813. Nach Acten des k. k. Kriegs-Archivs

192 Über den Streifzug Tbielmann’s im Feldzuge 1813. Thielmann hatte den einzelnen Theilen des Streif-Corps, die getrennt an mehreren Orten übernachteten, Freiburg als Sammelpunkt bestimmt, um von hier über Naumburg auf das rechte Ufer der Saale zu kommen. Schon im Marsche zum Sammelpunkte musste sich das Streif-Corps gegen den, wie vorher erwähnt, von Weissenfels über Pettstädt kommenden Feind zur Wehr setzen, und General-Lieutenant Thielmann, der etwas verspätet ankam, gerieth sammt seiner Suite in Gefahr abgeschnitten zu werden. Nachdem die zuerst in’s Gefecht gekommenen Kosaken geworfen waren *), hatten die österreichischen und preussischen Escadronen dasselbe wieder herzustellen und schlugen hiebei die Avantgarde des Feindes nachdrücklichst zurück. Thielmann hatte währenddem durch vorausgesendete preussische Jäger die Unstrut-Brücke in Freiburg besetzen lassen und zog nun unter dem Schutze derselben und der zwei Kosaken-Kanonen sein ganzes Corps über die Unstrut. Hier traf jedoch von der nach Kosen zur Besetzung des dortigen Berg-Defilé’s und der Saale-Brücke vorausgesendeten Escadron Klenau- Chevauxlegers die Meldung ein, dass eine starke feindliche Colonne auf der Strasse von Naumburg über Kosen gegen Erfurt marschire, vor welcher die Escadron sich zurückziehen musste. Aus dieser schwierigen Lage: den Feind vor Freiburg im Rücken, bei Kosen vor der Marsch-Direction, konnte nur ein herzhafter, rascher Entschluss den Weg öffnen. In einer kurzen, drastischen Ansprache an die das Gros bildenden österreichischen und preussischen Schwadronen, gab Thielmann den Entschluss, sich um jeden Preis durchzuschlagen, bekannt, was allgemein mit Beifall aufgenommen wurde. Dann traf er die Dispositionen, deren Ausführung für Führer und Truppe gleich ruhmvoll wurde. Zunächst ritt Oberstlieutenant Baron Gasser mit einer Esca­dron Hohenzollern-Chevauxlegers vor, und stürzte sich im Vereine mit der schon vorausgewesenen Escadron Klenau-Chevauxlegers unter Rittmeister Wasseige, mit Ungestüm auf den beinahe ahnungslosen Feind. Die beiden anderen österreichischen Escadronen folgten nach. Alles, was in den Weg kam, wurde niedergehauen, anfänglich keine Gefangenen gemacht, so die feindliche Colonne zersprengt und dem Streif-Corps die Bahn frei gemacht. Der Erfolg dieses rücksichtslosen Durchbrechens war um so grösser, als hier die Queue der ganzen feindlichen Colonne getroffen wurde und eine Menge Gefangene und Wagen in die Hände der alliirten Reiter fielen. ') Nach dem Tagebuche des Oberstlieutenauts Baron Gasser wurden die Kosaken hier abgedrängt und vereinigten sich erst in Zeitz wieder mit dem Streif-Corps.

Next

/
Thumbnails
Contents