Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Josef Siebert, Major im k. k. Generalstabs-Corps: Über den Streifzug Thielmann's im Feldzuge 1813. Nach Acten des k. k. Kriegs-Archivs

190 Über deu Streifzug Thielmann’s im Feldzuge 1813. den bedeutenden Gefangenen - Transport, von welchem ich weitere Meldung zu machen die Ehre haben werde, zu bedecken und gegen Penig zu detachiren, um die mich daselbst erwartenden zwei Haubitzen an mich zu ziehen.“ „Um jedoch die Strasse von der Elbe über den Harz, welche dem Feinde zu dem Courierwechsel jetzt allein übrig bleibt, nicht unbeachtet zu lassen, habe ich den preussischen Rittmeister v. Rohr mit 100 Pferden über Halle gegen Bernburg detachirt *). „Ich habe gestern Merseburg angegriffen und durch Capitulation endlich nach einem nicht unbedeutenden Verluste erhalten. Die Capi­tulation ist durch den russischen Obersten v. Orloff eingeleitet und abgeschlossen worden, dessen kluges Benehmen ich hierbei das grösste Lob ertheilen muss. Die Punkte der Capitulation sind, dass die 700 Mann bewaffnete Garnison auszog, das Gewehr streckte und unbewaffnet nach Frankreich auf Ehrenwort binnen ein Jahr und einen Tag nicht gegen die verbündete Armee zu dienen, zurückkehrte. 1500 Mann Unbewaffnete, welche theils vor Merseburg, theils in Merseburg gefunden worden, sind gefangen genommen und bereits auf dem Marsche nach Naumburg begriffen. 2000 Mann liegen noch im Hospitale und 50 leere Wägen sind zerschlagen an die Einwohner gegeben worden.“ „Die steinerne Brücke über die Saale bei Merseburg habe ich sprengen lassen, um des Feindes Rückzug so viel als möglich Schwierig­keiten in den Weg zu legen. Meinerseits habe ich die schwere Ver­wundung vierer Officiere zu beklagen, nämlich des Rittmeisters Prinz von Hohenzollern, des Lieutenants Baron von Söhl, beide von Hohenzollern-Chevauxlegers, des Rittmeisters v. Behr vom 2. schlesischen Huszaren-Regiment und des russischen Artillerie-Lieutenants Bandarcof. Ersterer ist durch beide Achseln geschossen, wird aber hoffentlich davonkommen und nicht invalid werden. Letztere drei sind im Fuss blessirt und der Baron Söhl wird bereits amputirt sein.“ „Ich kann die Tapferkeit sämmtlicher Truppen nicht genug rühmen und der in so hohem Grade achtungswerthe Prinz Hohen­zollern ist durch einen exces de bravour blessirt worden. Der thätigen Bravour des General-Majors Prinzen Biron von Curland muss ich die grösste Gerechtigkeit widerfahren lassen. Übrigens behalte ich mir vor, die Namen der Individuen, die sich bei diesem Gefechte ausgezeichnet haben, sowohl Officiere als Gemeine, Ew. Durchlaucht noch besonders vorzulegen.“ *) Dieses Detachement konnte sich erst am 1. November in Bergen bei Frank­furt am Main mit dem Streif-Corps wieder vereinigen. Es hatte inzwischen mit dem Streif-Corps des Fürsten Tschernischew den Zug nach Cassel mitgemacht, dann aber deu Krieg auf eigene Faust geführt. (Nach Keyserling.)

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