Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Josef Siebert, Major im k. k. Generalstabs-Corps: Über den Streifzug Thielmann's im Feldzuge 1813. Nach Acten des k. k. Kriegs-Archivs
188 Über den Streifzug Thiehnann’s im Feldzuge 1813. wäre, wenn ich noch einige hundert Pferde und eine Hauhitze Verstärkung erhielte. Die Transportirung von Gefangenen wird mir nun fast unmöglich, weil sie mich noch mehr schwächen würde und verschiedene vom Feinde ausgeschickte Detachements nöthigen mich, keine anderen als sehr starke Seiten-Detachements auszuschicken, wodurch mein Wirkungskreis immer beschränkter wird.“ „J. A. Frhr. v. Thielmann, General-Lieutenant. * Im Laufe des 17. September rückte Thielmann bis in die Nähe von Merseburg und liess hier sein Corps, die Österreicher, bei Crumpa hiwakiren. Am 18. September brach das Streif-Corps vor Tagesgrauen aus seinen Biwaks auf und traf, Merseburg von allen Seiten einschliessend und den Feind vollständig überraschend, um 8 Uhr Früh vor dieser Stadt ein. General - Lieutenant Freiherr v. Thielmann liess die Besatzung, welcher nur die zum Schliessen der Thore nöthige Zeit geblieben war, zur Übergabe auffordern, und als der feindliche Commandant diese verweigerte, mit der Beschiessung der Thore durch die schon aufgestellten Kosaken-Kanonen beginnen. Merseburg war, wie auch Weissenfels, von einer Mauer mit Thoren und Graben umschlossen; vor den Thoren befanden sich einzelne Häusergruppen, in welche sich die feindlichen Vortruppen zurückgezogen hatten. Ausserdem waren die Stadtmauer, die Brücken über den Stadtgraben und die Stadtthore von feindlicher Infanterie besetzt worden. Während Oberst Orloff mit seinen Kosaken gegen ein Thor der Stadt, das Vorterrain säubernd, vorging, versuchte die Escadron von Klenau-Cheauxlegers im Vereine mit einer preussischen Huszareri- Escadron vor einem zweiten und die beiden Escadronen von Hohen- zollern-Chevauxlegers vor einem dritten Thore in derselben Weise ihr Glück. Namentlich die letzteren warfen die feindliche Infanterie aus dem Vorterrain und den Gärten zurück, griffen dann theils zu Pferd, theils zu Fuss mit dem Carabiner die in den Häusern vor dem Stadtgraben befindlichen Schützen, ja sogar die auf der Brücke befindlichen stärkeren feindlichen Abtheilungen an und erstürmten mehrere Häuser. Hiebei wurde der k. k. Rittmeister Prinz Hohenzollern durch einen Schuss schwer verwundet und gerieth für kurze Zeit in Gefangenschaft. Die so energisch auf die Thore unternommenen Angriffe hatten die Besatzung derart eingeschüchtert, dass der Commandant derselben in eine vom Obersten Grafen Orloff nochmals angebotene Capitulation, in Folge einer von diesem gebrauchten List einging. Orloff liess nämlich, als der feindliche Commandant auf seine Aufforderung, zu capituliren,