Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Josef Siebert, Major im k. k. Generalstabs-Corps: Über den Streifzug Thielmann's im Feldzuge 1813. Nach Acten des k. k. Kriegs-Archivs
Über den Streifzug Thielmann’s im Feldzuge 1813. 183 Tage zeitig Früh ein Unternehmen gegen diese Stadt auszuführen. Das Streif-Corps übernachtete vom 11. auf den 12. September hei Ober-Wörschen und hatte ein Detachement bis Kössuln vorgeschoben. Am 12. September liess Thielmann vor Tagesgrauen aufbrechen und gegen Weissenfels Vorgehen, voraus die Kosaken, welche die Stadt von allen Seiten zu umschwärmen hatten. Vor der Stadt angekommen, nahm das Streif-Corps eine Aufstellung und nach einigen Schüssen aus den Kosaken-Kanonen und kurzem Gefechte räumte der gänzlich überraschte Feind Weissenfels und liess zahlreiche Gefangene in den Händen der Alliirten. General-Lieutenant Baron Thielmann meldete hierüber an den Marschall Fürsten Schwarzenberg: „Weissenfels, den 12. September 1813. „Ew. Durchlaucht verfehle ich nicht, ganz gehorsamst zu melden, dass ich gestern den 11. September vor Weissenfels eintraf; die Stadt aber mit 4000 Mann Infanterie und ungefähr 900 Pferden besetzt fand, welche einen Munitions- und Mehl - Transport nach Leipzig escortirten.“ „Da es ohnehin zu spät war, etwas zu unternehmen, musste ich meinen Angriff bis heute Morgens verschieben. Der Transport und die Bedeckung defilirten die Nacht auf der Strasse nach Leipzig.“ „Letztere war allerdings zu stark, um etwas Grosses gegen sie unternehmen zu können. Ich ergriff daher die Partie, die Stadt Weissenfels zu forciren, um vielleicht die darin befindlichen Magazine in meine Gewalt zu bekommen. Es gelang dieses vollkommen, da der Feind nach 15 Kanonenschüssen die Stadt verhess. Die Cavallerie drang ein, verfolgte den Feind und die Resultate sind: T Brigade- General, 1 Oberst, 28 Officiere und 1254 Mann Gefangene.“ „Der Rittmeister v. Bock'), von dem russischen Garde-Huszaren- Regiment, hat diese Nacht in Lützen 200 Gefangene gemacht.“ „Der Geist der französischen Armee ist der einer allgemeinen Niedergeschlagenheit. In Leipzig herrscht beinahe Hungersnoth. Die Nation ist überall des besten Geistes beseelt. Seit sechs Tagen sind 15.000 Blessirte hier durehgeschafft worden und vielleicht eine noch grössere Anzahl Versprengte hier durchgegangen. Bei Torgau soll es in diesen Tagen wieder zu einem nachtheiligen Gefechte für die Franzosen gekommen sein.“ „Heute werde ich mein Hauptaugenmerk auf die grosse Heerstrasse zwischen Naumburg und Lützen richten, ferner aber dürfte es von grosser Wichtigkeit sein, auf die Communication zu operiren, welche der Feind über Thüringen nach Leipzig etablirt hat und da- *) *) War nur für seine Person, wie noch einige andere russische Officiere der regulären Truppen, beim russischen Detachement des Streif-Corps.