Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Josef Siebert, Major im k. k. Generalstabs-Corps: Über den Streifzug Thielmann's im Feldzuge 1813. Nach Acten des k. k. Kriegs-Archivs
Über den Streifzug Thielmann’s im Feldzuge 1813. 181 Thielmann und Mensdorff wurden von der böhmischen Armee entsendet und deren Corps aus Truppen verschiedener Mächte, dasjenige Thielmann’s aus Österreichern, Preussen und Russen, jenes Mensdorff’s aus Österreichern und Russen zusammengesetzt. Mensdorff s Streifzüge haben in der „Österreichischen militärischen Zeitschrift“ 1876 eine aus den Acten geschöpfte Schilderung erfahren. Auch der Zug Thielmann’s wurde vom preussischen Obersten Grafen Keyserling, welcher dem Streif-Corps als Lieutenant und Adjutant des preussischen Generals Prinzen Biron von Curland angehörte, in seinen „Erinnerungen aus der Kriegszeit“ in lebendiger, farbenreicher Weise — jedoch hauptsächlich nur der Antheil, den die Preussen daran hatten — beschrieben. Der Antheil, den die österreichischen Reiter an diesem Zuge nahmen, war indess keineswegs unbedeutend, und es wird daher nachfolgend eine Anzahl jener Berichte veröffentlicht, welche Thielmann beinahe täglich an den Marschall Fürsten Schwarzenberg erstattete und welche die Thätigkeit der k. k. Schwadronen in ihrem vollen Werthe darzustellen geeignet sind. Die Berichte werden durch Daten, die aus den Acten des k. k. Kriegs-Archivs, namentlich aus dem vom Oberstlieutenant Baron Gasser, Commandanten des österreichischen Detachements, geführten und allwöchentlich dem G. d. C. Grafen Klenau vorgelegten Tagebuche entnommen sind, endlich wo diese nicht ausreichen, durch Daten aus Keyserling’s Schilderung ergänzt. Die Berichte Thielmann’s werden im Wortlaute wiedergegeben, weil sich an der Hand dieser authentischen Quelle am besten beurtheilen lässt, was das ganze Corps und die einzelnen Theile desselben geleistet haben, und weil sich überdies auch auf diese Weise ein genauer Einblick gewinnen lässt in die Thätigkeit, Pläne und den Gedankengang eines Parteiführers, der sein Corps — immer den Zweck des kleinen Krieges vor Augen — meist mit Glück, wenn es galt auch mit rücksichtsloser Energie, stets aber mit bewunderungswürdigem Geschick zu führen verstand. Der Auftrag zur Formirung des Streif-Corps unter General- Lieutenant Freiherr von Thielmann wurde am 2. September erlassen. Ursprünglich waren hiefür nur vier k. k. Escadronen und die bei der Division des FML. Fürsten Moriz Liechtenstein befindlichen Kosaken bestimmt, dann kamen noch einige preussische Schwadronen hinzu. Das österreichische Detachement sammelte sich in Brüx und marsehirte nach Komotau, wo es unter Thielmann’s Befehl trat. Thielmann’s Plan war: zunächst mittelst eines weiten Umweges, jeden ZusammenStoss mit dem Feinde vorläufig vermeidend, unbemerkt in den Rücken der feindlichen Armeen zu kommen. Er marsehirte hiezu über Saaz und Karlsbad nach Johann-Georgenstadt, wo er am 13*