Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

die Haltung Englands ermuthigt. Die britische Nation hatte nämlich in der letzten Zeit für die Aufrechthaltung der Statthalterwürde in Holland die Partei ergriffen, aus Eifersucht gegen Frankreich und bei dem Umstande, dass in Folge der ersten Notablen-Versammlung in Paris die finanzielle Verwirrung des Staates und dessen Unfähigkeit, im gesetzlichen Wege derselben zu steuern, offenkundig geworden. Der englische Hof billigte daher nicht nur jeden von preussischer Seite ausgehenden Act behufs Erlangung einer eclatanten Genugthuung, son­dern bot an, noch für die Einsetzung des Erbstatthalters in seine constitutioneilen Rechte mitzuwirken. Angesichts der Truppenbewegung in Preussen und den Disposi­tionen Englands, dasselbe zu unterstützen, ordnete Frankreich, den wiederholten Bitten der Patrioten Hollands nachgebend, die Bildung eines Lagers bei Givet und die Ausrüstung von sechs Linienschiffen an. Diese wenigen kriegerischen Veranstaltungen gaben den Anlass zu einem lebhaften Schriftenwechsel zwischen den Cabineten von Versailles und St. James, demzufolge am 30. August 1787 ein Über­einkommen geschlossen wurde, Kraft welchem die beiden Mächte auf dem Friedensstande bleiben und keine Verfügungen treffen sollten, ausser den bereits armirten Kriegsschiffen andere Fahrzeuge kriegs- mässig auszurüsten. Während der Unterhandlungen hatte der Herzog von Braun­schweig sein Hauptquartier in Wesel aufgeschlagen und den zu be­folgenden Operationsplan mit dem Prinzen von Oranien zu Nymwegen vereinbart. Zu dieser Zeit hatte das bei Zeist lagernde Corps des Statthalters eine Stärke von 10 Bataillonen, 16 Escadronen oder 3500 Mann, indess die Truppen der Patrioten unter Commando des zum Generalissimus ernannten Rheingrafen von Salm bei Woerden gegen 20.000 Mann betrugen. Vermöge des vom Könige Friedrich Wilhelm genehmigten Kriegs­planes sollte von den mobil gemachten Truppen eine Division, General- Lieutenant v. Knobelsdorf, von Cleve nach Nymwegen rücken, hier den Waal überschreiten, sodann die Vorwärtsbewegung über Doyewart bis Thienhoffen am Leck fortsetzen und durch ein Seiten-Detachement Gorkum nehmen. Die zwei anderen Divisionen, General-Lieutenants Graf Lottum und v. Gaudi, hatten von Emmerich nach Arnheim an den Rhein zu marschiren, hier das Ufer zu wechseln und sich dann in zwei Colonnen zu theilen. Die eine derselben (Division General- Lieutenant Graf Lottum) sollte nordwestlich über Lundern nach Huloersum in’s Goyland einfallen und Amsterdam bedrohen, die zweite Colonne (Division General-Lieutenant v. Gaudi) hatte auf beiden Leck- Ufern, dem Strom entlang auf den zwei hohen Dämmen über Wagueningen bei Vianen einzutreffen, sich hier mit der ersten Colonne und dem Gros der Division General-Lieutenant v. Knobelsdorf zu vereinigen

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