Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

handhaben. In jenem besonderen Falle wollen die verbündeten Fürsten sich über die alsdann erforderlichen Mittel auf das schleunigste berath- schlagen, entschliessen und vereinigen, auch sich dazu im Voraus, ein Jeder nach seinen Kräften und Umständen, so viel als möglich vor­bereiten und einrichten *).“ Bevor noch dieser auf den Dualismus in Deutschland abzielende Bündnissentwurf den verschiedenen deutschen Höfen mitgetheilt und von denselben in Berathung gezogen wurde, hatte der Hessen- Kassel’sche Staatsminister, General v. Schlieffen, den Antrag gestellt, die Mittel- und Kleinstaaten, mit Ausschluss Österreichs und Preussens, in einen eigenen Bund zu vereinigen und den Zwisten und Verwick­lungen der beiden deutschen Grossstaaten gegenüber neutral zu bleiben. Als dritte Macht sollte sich der neue Bund gegen denjenigen kehren, der die Reichsverfassung anfeinden sollte. Zu diesem Behufe sollten die verbündeten Reichsstände beständig ein ihren Kräften angemessenes, gut gerüstetes Heer in schlagfertiger Bereitschaft halten, durch gut geordnete Finanzen aber sich die Mittel verschaffen, ohne fremde Unterstützung die Streitmacht des Bundes längere Zeit im Felde zu erhalten etc. Aus gegenseitiger Eifersucht kam dieses Bündniss nicht zuwege, da ein Reichsstand dem anderen misstraute. Auf solche Weise gewann der preussische Unions-Entwurf bei den in das Geheimniss gezogenen deutschen Höfen allmälig an Boden, blieb aber in Wien nicht lange unbekannt. Um den Anschlägen Friedrich II. gegen das Haus Österreich entgegen zu wirken, erliess Fürst Kaunitz am 13. April und 11. Mai 1785 Umlaufschreiben an die österreichischen Gesandten im Reiche, in welchen er sie anwies, „den Bearbeitungen des preussischen Hofes ent­gegen zu treten, durch welche derselbe sich bemühe, unter den ge­hässigsten Vorstellungen eine förmliche Liga mit den meisten Reichs­ständen, zwar nicht namentlich, gleichwohl aber ganz deutlich gegen kaiserliche Majestät zu Stande zu bringen. Es würden dem Wiener Hofe gewaltsame Austauschungen, Theilungs-, Saecularisations- und andere die deutsche Grundverfassung zerstörende Projecte heigemessen. Diese Ausstreuungen seien von Seite der Gesandten für das, was sie wären, nämlich für offenkundige Verleumdungen und solche Absichten zu erklären, die der kaiserliche Hof niemals gehabt und jemals haben werde und deren Verbreitung keinen anderen Zweck verfolge, als die eigenen gefahrvollen Anschläge vorzubereiten und durchzusetzen. — Die Gesandten hätten allen Reichsständen, welche wirklich einige Besorgnisse wegen gefährlicher Absichten von irgend einer Seite hegen sollten, eine förmliche und feierliche Verbindung mit dem Reichsober­haupte selbst anzubieten und hiedurch den unwiderleglichsten Beweis t) Hertzberg: Recueil etc. 12*

Next

/
Thumbnails
Contents