Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution

160 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. Vermittlung in der Sache des bayerischen Austausches bei dem Herzog von Zweibrücken anzurufen. Über den Gang der Unterhandlungen in den letzten Monaten des Jahres 1784 richtete Kaiser Josef zwei Briefe an die Kaiserin von Russland. In dem ersten derselben, vom 4. October, beklagt er sich darüber, dass er bisher vergebens auf die Antwort des Chur­fürsten von Bayern über die Tauschfrage gewartet habe. Es gäbe Menschen, die nicht zu wollen verstünden und Einer davon sei der Churfürst, der ihn seit Monaten hinhalte und behindere, indem er fortwährend versichere, auf das Tauschproject einzugehen, ohne in­dessen jemals positive Zusagen zu geben. In dem zweiten Schreiben vom 28. December legt der Kaiser das Geständniss ab, dass er in seiner Correspondenz mit dem König von Frankreich bezüglich der holländischen Streitfrage den Austausch von Bayern mit der Möglichkeit in Verbindung zu bringen gesucht habe, in ein freundschaftliches Arrangement mit der Republik Holland einzutreten. Die Mittheilungen des Grafen Cobenzl würden darlegen, dass von seiner Seite zum Gelingen dieses grossen Projectes Alles ge- than wurde. Wenn es überhaupt auch nur ein einziges Mittel gebe, das vorgesteckte Ziel zu erreichen, so läge es in den jetzigen Ver­hältnissen. In dieser Erwägung unterhalte er, der Kaiser, den ganzen Streit mit Holland. Bei Beginn des Jahres 1785 theilte endlich der russische Gesandte beim Oberrhein’schen Kreise, der Graf Rumjanzoff, dem Herzog von Zweibrücken den Plan des Austausches der österreichischen Nieder­lande gegen Bayern officiell mit. Durch französische und preussische Einflüsterungen bearbeitet, lehnte der Herzog Carl das Tauschproject ab, und nahm von Neuem die Vermittlung des Königs von Preussen in Anspruch. Friedrich II. ertheilte sofort seinem Gesandten in Petersburg, dem Grafen Görz, die Weisung, dem russischen Hofe gegen den Tausch von Bayern die dringendsten Vorstellungen zu machen und rieth dem Herzoge von Zweibrücken, Gleiches durch unmittelbare an die Kaiserin selbst gerichtete Schreiben zu thun. Im Monate August 1785 folgte sodann von Seite Preussens folgende Erklärung: „Der König Friedrich II. habe im Monate Januar dieses Jahres von dem Herzoge von Zweibrücken vernommen, dass der k. k. Hof diesem Fürsten durch den kaiserlich russischen Gesandten, Grafen Rumjanzoff, einen vorher bereits zu München durch den Gesandten Grafen Lehrbach mitgetheilten Antrag hätte machen lassen. „Laut desselben hätte das Haus Pfalz-Bayern dem Hause Öster­reich ganz Ober- und Nieder-Bayern, die Ober-Pfalz, die Landgraf­schaft Leuchtenberg und die Herzogthümer Neuburg und Sulzbach abzutreten. Dagegen würde des Kaisers Majestät dem Hause Pfalz

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