Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr - J. Nosinich, Oberst im k. k. Kriegs-Archive: Österreichs Politik und Kriege in den Jahren 1763 bis 1790; zugleich Vorgeschichte zu den Kriegen Österreiches gegen die französische Revolution
148 Kaiser Josef II. als Staatsmann und Feldherr etc. „Überdies müsse mau bestrebt sein, Sachsen der Partei des Königs abwendig zu machen und den Churfürsten zu bestimmen, seine Truppen beisammen zu halten, um durch die österreichischen Streitkräfte in dem Augenblicke unterstützt werden zu können, wenn der König von Preussen in Sachsen einfallen sollte. „Dieser gute und allein ausführbare Gedanke scheine umsomehr den Vorzug zu verdienen, als sich vielleicht Mittel finden könnten, den französischen Hof durch Convenienzen auf die Besitzungen der Türkei, namentlich auf den Erwerb von Egypten, zu gewinnen. Hiedurch würde er abgehalten werden, den Operationen der Alliirten Hindernisse in den Weg zu legen, wenn er auch nicht zu deren Gelingen beitragen würde. „Bezüglich der Kriegsunternehmungen habe Ihre Majestät ausdrücklich bemerkt, dass sie völlig combinirt werden sollen. Die topographische Lage Österreichs bestimme ihn, den Hauptangriffspunkt auf das rechte Donau-Ufer zu verlegen, um dieses Gelände von der Herrschaft und den Festungen der Türken zu befreien. Im Übrigen werde er die endgiltigen Entschliessungen Russlands abwarten und bereit sein, es zu unterstützen und Alles das in Ausführung zu bringen, was der Kaiserin durch fortwährendes Gelingen gekrönte, tiefe Einsicht und Erfahrung zu unternehmen bezeichnen. „Rücksichtlich der gegenseitig aus den Besitzungen der Pforte zu ziehenden Convenienzen stehe er, der Kaiser, nicht an, in allem Vertrauen und mit grösster Aufrichtigkeit sich auszusprechen. „Die Besitzergreifung von Oczakoff und des Landstriches, welchen Russland mit seinem Reiche vereinigen wolle, sowie einiger Inseln in dem Archipel, unterliege von Seite des Kaisers keinen Schwierigkeiten. „Über die Gründung eines neuen Königreiches Dacien unter einem erblichen Fürsten christlicher Religion und über die Einsetzung des Grossfürsten Constantin auf den Thron des griechischen Reiches in Constantinopel können die Kriegsereignisse allein entscheiden. Sollten diese glücklich verlaufen, so werde er gegen die Erfüllung aller diesbezüglichen Wünsche seiner Bundesgenossin auch nicht die mindeste Einwendung erheben, insoferne dessen Erwartungen in gleicher Weise befriedigt werden. „In dieser Hinsicht könne der Kaiser nicht verhehlen, dass nach reiflicher Überlegung der Verhältnisse, welche den beiden Reichen in der Gegenwart und Zukunft zuträglich seien und nach genauer Erwägung derjenigen, welche einigen Unzukömmlichkeiten und Schwierigkeiten begegnen könnten, er zu der Überzeugung gekommen sei, dass der österreichischen Monarchie nur nachstehende Grenze schicklich wäre: Die Stadt Chotin mit einem kleinen Gebiet, welches als Brückenkopf zur Deckung Galiziens und Bukowina’s dienen und dessen Grenze später vereinbart werden würde; der von der Aluta eingeschlossene