Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland 1826. (Aus den hinterlassenen Papieren des FML. Eugen Graf Haugwitz)

Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland, 1826. 123 Kindern den Segen ertheilte; das Niederknien der Kaiserin, um von ihrem Gemal die Krone aufs Haupt zu empfangen ; das Niederbeugen des Monarchen vor den Repräsentanten der Kirche, die Salbung mit dem heiligen Öle etc. *). Der Kaiser erliess am Tage der Krönung ein Manifest, ertheilte aller Art Gnadenbezeugungen und Beförderungen, 13 Feldmarschall- Lieutenants zu Generalen en chef, 47 Generalmajore zu Feld­marschall-Lieutenants. Medaillen wurden um 600.000 Rubel geschlagen, 120.000 Bauern freigegeben; ferner die Entlassung aller jener Mann­schaften, die 18 Jahre gedient, angeordnet u. s. w. u. s. w. Decorationen wurden an die österreichischen Missionsglieder keine verliehen. Die Stadt war durch drei Tage hindurch auf das Glänzendste beleuchtet* 2). Die Dauer der zur Feier dieses denkwürdigen Ereignisses be­stimmten Festlichkeiten war bis zum 25. September festgesetzt. Am 5. September verhess der Grossfürst Constantin Moskau und kehrte nach Warschau zurück. Der Kaiser und die beiden Kaiserinnen waren äusserst gnädig mit Allen, sie behandelten mich mit besonderer Herablassung und der Kaiser lud mich wiederholt ein, nach Petersburg zu kommen. *) Das Gebet, welches Se. Majestät der Kaiser nach der Krönung hielt, lautete folgendermassen: „Allmächtiger Gott, durch den die Könige regieren, dessen Wort Alles erschaffen hat, was da ist, dessen Weisheit den Menschen unterweiset, und der die Welt in aller Gerechtigkeit und Wahrheit regiert; Du hast gewürdiget, mich zu er­wählen, und mich dem glorreichen russischen Kaiserthume zum Monarchen und Richter zu verleihen ; ich erkenne Deine anbetungswürdigen Rathschläge über mich, und ich bringe Dir den Dank dar, mich niederwerfend vor Deiner heiligen Majestät. Gewähre mir, o Herr ! Kraft und Mittel, die Du mir auferlegst zu vollenden, würdige mich zu unterstützen, und mich zu erleuchten über die Pflichten dieses erhabenen Berufes. Möge die Weisheit, die von Deinem Throne ausgeht, meine Beschlüsse leiten. Sende mir Deine Heiligen vom hohen Himmel, auf dass ich vernehme, was vor Deinen Augen angenehm und recht nach Deinen Geboten sei. Mein Herz sei in Deiner Hand; es unterlasse nie, mir zu Deiner höchsten Ehre einzugeben Alles, was denen, deren Glück Du mir anvertraut hast, heilsam sein kann. Möge ich im Stande sein, Dir furchtlos am Tage Deines schrecklichen Gerichtes Rechenschaft zu geben, durch das Verdienst und die Gnade Jesu Christi, Deines eingebornen Sohnes ! Dein Name sei verherrlicht in Ewigkeit mit dem Seinigen und mit dem Deines heiligen lebendig­machenden Geistes. Amen.“ 2) Am Abende eröffnete sich ein neuer unbeschreiblicher Anblick durch die blendende Erleuchtung der ganzen grossen Stadt, welche einem wogenden Feuer­meere glich. Die ganze Erfindungskraft des Menschen hatte man zu den verschiedenen grossartigen Erleuchtungspartien angestrengt; besonders schien der Kreml mit seinen Thürmen und Kuppeln ein Feenschloss, und sein Garten ein Zauberhain. Es schien, als könne man hier die goldenen Äpfel der Hesperiden pflücken. Der Sucharewsche Thurm und die öffentlichen Plätze zeichneten sich durch ihre reichen Verzierungen aus, und so fand diese Erleuchtung drei Abende statt, mit aller Kunst der Archi­tektur und der Pyrotechnik. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin nahmen in einem Wagen die Hauptstrassen in Augenschein, getragen von dem erneuerten Jubel des in unzählbarer Menge versammelten Volkes. „Wiener Zeitung“ 1826.

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