Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland 1826. (Aus den hinterlassenen Papieren des FML. Eugen Graf Haugwitz)

Die Kaiserkrönung Nikolaus’ I. von Russland, 18Ü6. 121 lächerliche Übung, sowie alles Übrige vortrefflich. Die Pionniere zu Pferd exercirten gleichfalls, mit Trompetenzeichen wurden die Lauf­brücken entladen, die Linien tracirt, die Boote herabgehoben, die Brücke geschlagen. Eine schöne, nützliche, wenngleich kostspielige Waffe. Die Zeit vom 15. bis 25. August füllten gleichsam täglich Vorfeste, militärische Exercitien, Wachparaden und Manöver aus. Den 26. kam der Thronfolger und der Grossfürst Constantin ganz unvermüthet in Moskau an; Tags darauf grosse Wachparade auf dem Kremlplatz. -— Lautes „Hurrah“ als der Kaiser mit dem Grossfürsten erschien, Letzterer war mit den älteren Generalen sehr affable, mit vielen äusserst cordial. Er sprach sehr freundlich mit mir. Höchst interessant war die Blicke der Soldaten zu beobachten über das Benehmen der beiden Brüder zu einander. Des Grossfürsten Ankunft hat sehr wohlthätig auf das Ganze gewirkt und ebensoviel Freude bei Hof, als im Publikum hervorgerufen. 29. und 30. August grosse Feldmanöver mit Gegenseitigkeit von beinahe gleichen Kräften an Infanterie und Artillerie, aber Überzahl an Reiterei bei Letzterem (Freund) in einer Ausdehnung von acht Wersten. Der Feind setzte über die Moskwa, griff an und trieb die diesseitige Truppe bis unter die Mauern der Stadt. Man wurde lange über den eigentlichen Angriffspunkt getäuscht, der Gegner manövrirte sehr geschickt, maskirte seinen Marsch, das Ganze war natürlich und dauerte 8 Stunden. Es wurden gegen 8000 Kanonenschüsse abge­geben. Der Kaiser commandirte die diesseitigen Abtheilungen. Am zweiten Tage war die Überzahl an Cavallerie und Infanterie diesseits, so dass der Feind mit dem Rückzug beginnen musste. Er zog alle seine Kräfte, die auf seinem rechten Flügel waren, unvermerkt auf den linken, täuschte dadurch den Kaiser und indem er seine Com- municationslinie aufgab, gewann er die kürzere Linie in einem waldig coupirten Terrain. Der Rückzug betrug an 12 Werste. Beim letzten Defile wurden eine Division Uhlanen und eine halbe Batterie geopfert, das Ganze, sehr natürlich durchgeführt, nahm sich gut aus, der Kaiser war auch sehr zufrieden. Nach dem Manöver erhielten die vier Regimenter, bei welchen Suwarow, Romanzow, Kutusow und Barclay di Tolly, Chefs und Oberste gewesen, auf immer die Namen ihrer verblichenen Commandanten. 31. August. Herolde halten in der Stadt ihren Umzug, die Krönung anzusagen. Der Grossfürst sprach und fragte mich viel über Ungarn, besonders über die Sprecher im Landtage *) und zog den Grafen Eszterházy über sein Magnaten-Costüm in’s Examen. *) Derselbe tagte eben zu Pressburg und war einer der liberal bemerkens- werthesten in der neuern Geschickte Ungarns.

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