Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland 1826. (Aus den hinterlassenen Papieren des FML. Eugen Graf Haugwitz)
120 Die Kaiserkrönung Nikolaus I. Ton Russland, 1826. Etablissements, die liier nur unbedeutend, die er uns aber in Petersburg zeigen wolle. Wir gingen zu Fuss, der Kaiser an der Tété, von Petrowsk zur Kaiserin Mutter Maria Feodorowna. Alle Generale und ein Heer von Officieren fanden wir dort versammelt. Die Kaiserin kam heraus, der Grossfürst Michael an der Spitze mit allen Generalen und Officieren wurden zum Handkuss zugelassen. Den 6. Nachmittags Einzug des Kaisers von Petrowsk nach dem Kreml. Der Kaiser zu Pferd nahm sich vorzüglich aus; noch am selben Tage machte der Kaiser dem Prinzen von Hessen-Homburg einen Besuch. 9. Früh Wachparade im Exercirhaus. Der Lärm der Trommeln, die Klänge der Musik und das „Hurrah“ im geschlossenen Raum, war betäubend. Tauben flogen in s Exercirhaus. Dieses Thier ist geheiliget in diesem Lande und Niemand würde es wagen, eines zu schlachten oder sonst zu beunruhigen. 11. Musterte der Kaiser auf dem Chodinskischen Felde bei Moskau die Truppen des zusammengezogenen Garde- und Grenadier- Corps, dann die 1. Uhlanen-Division. 51 Bataillone, 33 Escadronen und 106 Kanonen in sechs Treffen aufgestellt. Wir erwarteten den Kaiser am Kalugaer Schranken. Die Truppe war über alle Erwartung schön, von einer staunenswerthen Gleichheit, in Haltung und Bekleidung unübertrefflich. Die Cavallerie beneidens- werth beritten. Luxus und Überfluss in allen Bestandtheilen, Alles mit Fleiss gearbeitet in der höchsten Vollkommenheit. Die Regimenter mit Pferden von gleicher Farbe beritten, schöne Leute, äusserste Ruhe und mauerstill. Die Artillerie musterhaft, mit einer Bespannung, die an das Fabelhafte grenzt. Der Kaiser commandirte selbst den Abmarsch. Sämmtliche unter den Waffen stehenden Truppen zählten nach dem Rottenzettel 61.000 Mann. Die Defilirung mit Compagnien geschah im ordinären Schritt (90 auf die Minute), mit Escadronen im kurzen Trab das erste Mal; sofort mit Bataillons-Massen in Doublir- Schritt und Escadronen im kurzen Galop zum zweiten Mal vorbei, ohne dass eine Distanz verloren oder auch nur ein Schein von Stockung oder Eile entstanden wäre, obgleich die Sache drei Stunden dauerte. Jedes Glied war schnurgerade gerichtet und Alles ging so natürlich, ungezwungen vor sich, dass man glauben sollte, es sei unendlich leicht. Der kurze Galopp ohne Drückung, kein Pferd in einem anderen Tempo, die reitende Artillerie, die reitenden Pionniere, Alles mit musterhaftester Präcision im Trab, wie auch im Galop. Die Mannschaften ritten besser als die Officiere. Der Kaiser frug mich um mein Urtheil und da ihm gesagt worden, dass ich die Art unserer Cavallerie- Geschütze den reitenden Batterien vorziehe, so machte er scherzweise Allusion darauf, indem er von der seinigen sprach. Die Jäger mussten im Trab defiliren, mit dem Gewehr in der Balance. Komischer Anblick zwar, doch exequirten die Leute diese