Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)

Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland 1826. (Aus den hinterlassenen Papieren des FML. Eugen Graf Haugwitz)

Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland, 1826. 119 Division, 10.000 Mann stark, unter Stanislaus Graf Potocki beizuwohnen. Die gute Haltung und vortreffliche ganz russische Adjustirung über­raschte. Eine sehr schöne Truppe, unendliche Stille und Ruhe mit in’s Detail gehender genauer Abrichtung und präciser Ausführung. Die Artil­lerie herrlich bespannt, überhaupt ein vortreffliches Material. Das Manöver blos taktisch ohne Object, simple Bewegungen mit einfachen Brechungen der Front. Die sämmtlichen Bewegungen ermüdend lang­sam, Alles nur auf maschinenmässige präcise Ausführung angelegt, Vieles ganz zwecklos, für den Krieg nicht anwendbar. Nach dem Exerciren die Schwimmanstalten besucht. Alte Officiere selbst müssen schwimmen lernen, ebenso die Truppe, die Fortschritte erhebliche. Die Weichsel wird mit ganzen Abtheilungen übersetzt, die Pelotons sind ordentlich geschlossen, die Officiere an der Tete'). In einigen Jahren werden ganze Divisionen aufs Commando jeden Fluss übersetzen können; Gewehre und Munition wurden auf kleinem erhöhten Rechen schwimmend mittransportirt. Das Lager ein stehendes, mit Baracken versehen, durch Gärten geziert, wird jährlich auf drei Monate bezogen. 24. Juli von Slonin nach Minsk; die ganze Strecke eine interesse­lose Sandfläche, entvölkert, mit grossen Fichtenwaldungen bedeckt; 26. Borisow erreicht und einen Abstecher nach Studzianka — (10 Werste n. w. von Borisow), berühmt durch Napoleon’s Übergang und Rückzug über die Beresina — gemacht. 28. Smolensk, welches noch die Spuren seiner Zerstörung trug, verlassen und über Gridneva nach Moshaisk gefahren und das Schlacht­feld Borodino in Augenschein genommen. Es ist sehr gedrängt, die beiden Gegner hatten Punkte inne, von denen sie sich übersehen und jede Bewegung sogleich entdecken konnten. Nach der Localität zu schliessen, scheint man nicht viel manövrirt zu haben, sondern die wechselseitige Bravour der Truppen dürfte alternative den Sieg herbeigeführt haben, ohne dass die Feldherrn sich über das Wie und Wann ? den Kopf zerbrachen. C’était ä qui tuerait le plus und wahrlich es hatten sich beide Theile an Verlusten nicht zu beklagen, car c’était une boucherie plutöt qu’une bataille. Aufenthalt in Moskau. Den 30. Juli in Moskau eingetroffen. Am 3. August Früh Vorstellung beim Kaiser. Ausserst gnädiger Empfang. Er spricht sehr gut, hat viel Conversation und schien es in seiner Absicht uns auszuzeichnen. Er sprach von militärischen *) *) Viele Schwimmlehrer wurden der österreichischen Armee entnommen; Schreiber dieses fand noch 1845 im Infanterie-Regiment Nr. 37 alte Soldaten, die als Schwimmlehrer dahin commandirt gewesen.

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