Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland 1826. (Aus den hinterlassenen Papieren des FML. Eugen Graf Haugwitz)
117 Die Kaiserkrönung Nikolaus I. von Russland, 1826. Ans den Unterlassenen Papieren des FML. Eugen Grafen Haugwitz'). Durch den feierlichen Act der Krönung vor dem versammelten Volke, erhält die Würde des Monarchen die endgiltige und eigentliche Weihe. Der Ursprung der dabei üblichen pomphaften Ceremonien ist im Orient zu suchen. Die byzantinischen Kaiser waren die ersten, welche den Act der Krönung überhaupt nach den jetzt üblichen Formen einführten. Nur mehr kurze Zeit trennt uns von einer ähnlichen erhabenen Feier, da in Russland demnächst das Krönungsfest Sr. Majestät des Kaisers aller Reussen, Alexander III. zu Moskau stattfinden wird. In diesem Momente gewinnen daher die im k. k. Kriegs-Archive erliegenden Aufzeichnungen des Generalmajors Graf Haugwitz, welcher der im Jahre 1826 zur Kaiserkrönung nach Russland abgesandten Deputation beigegeben war, um so mehr Interesse, als dieselben werthvolle Daten über die damaligen militärischen, socialen und culturellen Verhältnisse des Czarenlandes enthalten. Am 3. September 1826 (neuen Styles) sollte die Krönung des Czaren Nikolaus I. in Moskau stattfinden2). Weder staats- noch *) *) Geheimer Rath und Kämmerer, Inhaber des 38. Infanterie-Regiments, Land- comthur des deutschen Ordens und Statthalter der Ballei Österreich, war zu Brünn, 18. November 1777 geboren; er stammte aus einem alten schlesischen Geschlechte, welches schon im 13. Jahrhunderte das Land-Hofmeisteramt des deutschen Ordens in Preussen bekleidete und der jüngeren katholischen, in Mähren und Schlesien begüterten, seit 1779 zur Grafenwürde gelangten Linie angehörte. 1801 war er Hauptmann im Generalstabe, in der Campagne 1805 Major, 1808 Oberstlieutenant und 1809 Oberst. Im August 1813 General-Major und Brigadier bei der grossen Armee. Die Schlachttage von Leipzig trugen seiner Einsicht und Kaltblütigkeit das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens ein. Wie bei Leipzig, hatte er auch im Treffen bei Macon (11. März 1814) den Angriffen des französischen Generals Musnier standhaften Widerstand geleistet, bei St. Georges (18. März) wurde er durch die Brust geschossen. 1815 kämpfte er gegen Murat, unterstützte das Gefecht am Ronco (21. April), rückte über Aquila und Salerno nach Calabrien und wurde im Juni Commandant der Hauptstadt Neapel. Drei Jahre wirkte Haugwitz auf diesem Posten zur Zufriedenheit des Königs. Später 1821 wohnte er als Brigadier dem Zuge Frimont’s nach Neapel bei und blieb längere Zeit Brigadier in dem von den kaiserlichen Truppen besetzten Lande. 1827 Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär in Mähren, 1829 in den Ruhestand getreten, starb er den 4. November 1867 im hohen Alter von 90 Jahren zu Wien. Hirtenfeld, „Maria Theresien-Orden“. 2) Kaiser Alexander I. war nach einer 25jährigen thatenreichen und glücklichen Regierung, am 1. December 1825 zu Taganrog in der Krim unvermuthet gestorben. Laut Hausgesetz vom 14. Januar 1822 erhielt Kaiser Nikolaus I. als jüngerer Bruder Alexander I. das Erbfolgerecht.