Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Gustav Gömöry von Gömör, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archive: Über die Formirung von Wagenburgen im Jahre 1812
Über die Formirung von Wagenburgen im Feldzuge 1812. 111 rien, — bei Einrückung in das Lager jedesmal in Wagenburgen aufzufahren haben, und zwar nach folgenden Anordnungen: Jede dieser Wagenburgen ei’hält einen eigenen beständigen Com- mandanten, der für die Ordnung beim Auf- und Abfahren, sowie während des Marsches streng verantwortlich gemacht und an den die täglich abgelöst werdende Bedeckung angewiesen wird. An den Herrn General von Schmelzern '), welchem ich das Commando aller dieser Wagenburgen übertragen habe, werden sämmt- liche Wagenburgen-Cömmandanten angewiesen. Das Fuhrwesen und die Bagage jeder der drei Infanterie- Divisionen haben hinter ihrem zweiten Treffen in eine einzige Wagenburg aufzufahren, deren mit dem Treffen parallele Seiten zur Gewinnung des Raumes der Tiefe des Lagers die doppelte Länge ’) Generalmajor Johann Freiherr Schmelzern von Wildmannsegg, 1761 zu Prag gehören, trat 1776 als Cadet in das 34. Infanterie-Kegiment und gelangte erst 1786 zur Officiers-Charge. Als Grenadier-Oberlieutenant im Treffen bei Löwen (22. März 1793) blessirt, wurde er den 18. April d. J. mit 50 freiwilligen Grenadieren beordert, das Dorf St. Saulve und den angrenzenden Meierhof, dessen Besitz von grösster Wichtigkeit war, zu nehmen. Beim Sturme auf die Verschanzungen von Famars (23. Mai) war S. einer der Ersten in denselben und wurde ausser der Tour zum Capitän-Lieutenant befördert. Erscheint in der Relation bei Le Cateau-Cambresis (26. April 1794) belobt. Angewiesen, den 19. Mai 1799 mit 3 Compagnien, 9 Artilleristen und 14 Handlangern die Bergfeste Ceva am Tanaro, welche die piemontesischen Bauern im Rücken der französischen Armee genommen hatten, zu besetzen, vollführte Schmelzern diesen Auftrag mit Umsicht und Geschick, was ihm die allgemeine Anerkennung verschaffte. Genöthigt, mit grösster Gefahr seinen Weg mitten durch die französische Armee zu nehmen, gelang es ihm, sich durchzuschleichen, später jedoch entdeckt und verfolgt, verstand er doch sein Ziel zu erreichen. Obwohl die Umfassung zerstört, die Feste ohne Approvisionirung war, gelang es ihm doch die Werke herzurichten und einen 10- bis 14tägigen Verpflegsvorrath beizuschaffen. Nach Verlauf weniger Tage wurde Ceva von der französischen Armee vollkommen cernirt und durch 3 Tage und 3 Nächte bombardirt. Obwohl von den 7 Kanonen vier während der Beschiessung demontirt und alle Gebäude in Schutt verwandelt worden waren, schlug Schmelzern alle Angriffe und Aufforderungen ab, wies die angetragene Bestechung zurück und erhielt sich auf den Trümmern so lange, bis Entsatz eintraf. In Folge dieser Waffen- that wurde er aussertourlich im leichten 7. Bataillon zum Major befördert. Als Commandant dieser Trappe zeichnete er sich am 21. October 1800 bei Pozzolengo, den 7. Januar 1801 bei Arsignano aus. Mit Auflösung der leichten Bataillone zum 19., dann 1802 zum 34. Infanterie- Regiment rücktransferirt, avancirte er 1805 zum Oberstlicutenant-Grenadier-Bataillons- Commandanten, 1807 zum Oberst-Regiments-Commandanten. Beim Sturm auf Sandomir, 14. bis 15. Juni 1809, führte Schmelzern die dritte Colonne mit viel Muth und Entschlossenheit an, eroberte zwei feindliche Vorwerke und brachte fünf Kanonen als Siegeszeichen und 120 Gefangene ein. Hier hielt Schmelzern die Schanzen so lange, bis ihm der Befehl zukam, die Position zu verlassen. Schmelzern war es hauptsächlich zu verdanken, dass der Commandant des Platzes noch in der Nacht eine Capitulation einging. Mittlerweile zum General-Major vorgerückt, verlieh ihm Se. Majestät das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. 1810 Brigadier in Ungarn, kam er 1812 nach Galizien. Von 1813—1815 Commandant der Festung Josefstadt, kam er 1816 nach Ragusa. 1820 in den Freiherrnstand erhoben, ward er 1821 pensionirt, ein Jahr darauf wieder als Festungs-Commandant zu Josefstadt angestellt, verschied er am 16. März 1831. (Hirtenfeld, „Maria Theresia-Orden“ und „Geschichte des 34. Linieninfanterie-Regiments“ .)