Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1883)
Gustav Gömöry von Gömör, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archive: Über die Formirung von Wagenburgen im Jahre 1812
110 Über die Formirung von Wagenburgen im Feldzuge 1812. (Hiezu Tafel II.) Die Noth Wendigkeit, den unmittelbaren Schutz des Trosses eines Heeres in der Art seiner Aufstellung zu suchen, hat schon in den ältesten Zeiten zur Formirung von Wagenburgen geführt. Wenn auch heutzutage von der Bildung von Wagenburgen im Sinne jener der alten Germanen etc., bei welchen die Wagenburg ebenso wie später in den Hussiten- und Türkenkriegen eine bedeutsame Rolle in der Schlacht spielten, gleichsam den unmittelbarsten Zufluchtsort des geschlagenen Heeres und damit einen wichtigen Bestandtheil der Schlachtordnung bildeten, keine Rede sein kann, so können doch sowohl die Beschaffenheit des Terrains auf dem Kriegsschauplätze, als auch eine Überlegenheit des Gegners an leichter, zu weitausgreifenden Unternehmungen befähigter Reiterei es unbedingt fordern, dass lagernde Trains im Interesse ihrer Sicherheit eine Aufstellungsform annehmen, welche jener der Wagenburgen früherer Zeitperioden ähnlich ist. Unter diesem Gesichtspunkte erscheint es von Interesse, jenes Schriftstück zu reproduciren, welches der G. d. C. Fürst Carl zu Schwarzenberg über die Formirung von Wagenburgen erliess, als, in Folge des zu Paris abgeschlossenen Allianz-Tractates vom Jahre 1812, das 30.000 Mann starke österreichische Hilfscorps aus seinen Can- tonnirungen nächst Lemberg, auf Befehl des Kaiser Napoleon, sich Mitte Juni nach Polen in Bewegung setzte. Die ausgedehnten Ebenen Russlands, welche voraussichtlich zu durchziehen waren und die, wenn nicht mit Wald oder Sumpf bedeckt, vollständig frei und offen sind, daher die Bewegungen der Cavallerie ausserordentlich fördern, ferner das Übergewicht der Russen an Cavallerie überhaupt, unter welcher sich die zu allen auf Überraschung basirten Unternehmungen geschickten Kosaken befanden, veranlassten den Ober-Commandanten den Truppen nachstehende Information zu er- theilen l). „Um für jede mögliche Lage eine bestimmte Ordnung der Fuhrwerke aller Art zu erzwecken, finde ich festzusetzen nothwendig, dass nach Versammlung des Armee-Corps unabänderlich die Fuhrwerke jeder Gattung — mit Ausnahme der bei den Divisionen eingetheilten Batte- *) *) Kriegs-Archiv. Auxiliär-Corps 1812, Fase. VI. 15.