Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)
Friedrich Jihn, Hauptmann im k. k. Generalstabs-Corps: Der Feldzug 1760 in Sachsen und Schlesien mit besonderer Berücksichtigung der Schlacht bei Torgau
4 Der Feldzug 1760 in Sachsen und Schlesien Preussen war durch die Macht der Verhältnisse von vornherein auf die Defensive beschränkt. Mit der Hauptarmee wollte der König in Sachsen gegen Daun und die Reichsarmee operiren, während er eine zweite Armee unter dem Px-inzen Heinrich, seinem Brxxdex-, dazu bestimmte, die Russen abzuhalten, und vor Allem ihre Vereinigung mit der Armee Laudons zu hindern. Die Vertheidigung Schlesiens wurde voxvlerhand einem selbständigen Corps unter General-Lieutenant Fouqué übertragen. Gegen die Schweden stand ein kleines Coxqxs unter General-Major Jung- S tuttei’heim. Alle diese preussischon Heeresthcile hatten einen mächtigen Rückhalt an den zahlreichen, wohl besetzten, ausgerüsteten und verprovian- tirten Festungen1), welche durchwegs auch grosse Magazine für die Feldarmee bargen. In den letzten Tagen des Mai und Anfangs Juni setzten sich die auf dem östlichen Kriegsschauplätze agirenden Heere der Verbündeten in Bewegung. Zu diesem Zeitpunkte waren die beiderseitigen Kräfte, wie folgt, vertheilt: Am westlichen Flügel stand die Reichsarmee unter dem Reiehs- Fcldmarschall Prinz von Zweybriicken: 32 Bataillone, 25 Grenadier- Compagnien und 31 Escadronen, in Allem 22.000 Mann stark, mit 1 lfj Geschützen, bis 9. Juni grösstentheils noch in ihi-on Cantonnirungsquar- tieren in der Umgebung von Lichtenfels und Kulmbach am Main. Die Reserve derselben unter Reichs-Feldzeugmeister Prinz Stolberg war nach Schleiz und Neustadt (21/, Meilen [19km] n. Schleiz), GFW. von Kleefeld mit den leichten Truppen nach Naumburg an der Saale vorgeschoben. 6 Bataillone, 7 Grenadier-Compagnien und 9 Escadronen derselben (5500 Mann) standen unter GFW. Baron Luszensky bei Römhild (2 Meilen [15kro] w. Hildburghausen). Die für die Reichsarmee bestimmten Verstärkungen an österreichischen Truppen sollten (bis auf 1 Bataillon, 6 Escadronen und 2 Geschütze, welche sich bereits doi't befanden) erat bei Dresden zu derselben stossen. In Sachsen stand mit 1. Juni die österreichische Haxxptarmee unter dom Feldmarschall Leopold Graf Daun, und zwar das Haupt- Corps 43 Bataillone, 42 Grenadier-Compagnien (davon 40 Compagnien in 6 Grenadier-Bataillone formirt), 4 Compagnien des Jäger-Corps und 93 Escadronen stai-k, mit 212 Geschützen, auf beiden Elbe-Ufern bei Dresden; das Corps des GFW. Freiherrn v. Ried, 4 Bataillone, 4 Grenadier-Compagnien und 8 Escadronen mit 8 Geschützen, bei Fx'eyberg; weiters die Resei’ve unter FZM. Graf Wied, 12 Bataillone, 12 Gx-e*) Siehe Seite 7 und 8.