Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Friedrich Jihn, Hauptmann im k. k. Generalstabs-Corps: Der Feldzug 1760 in Sachsen und Schlesien mit besonderer Berücksichtigung der Schlacht bei Torgau

mit besonderer Berücksichtigung der Schlacht bei Torgau. 3 setzuug des Krieges entgegen, und daran scheiterte schliesslich, trotz des auch in Frankreich laut gewordenen Wunsches nach Frieden, das Zustandekommen des letzteren. Auf beiden Seiten bereitete man sich daher zur Fortsetzung des Kampfes vor. Schon im März des Jahres 1760 waren die Rüstungen Österreichs so weit gediehen, dass der Eröffnung der Operationen nichts mehr im Wege stand, und einsichtsvolle Männer, wie Kaunitz und Laudon, riethen, dieselben ohne Rücksicht auf die Verbündeten zu beginnen. Dem standen jedoch die Meinungen des Feldmarschalls Daun, sowie des FZM. Lacy entgegen, welche den Beginn der grossen Operationen bis zum Herankommen der russischen Armee von der Weichsel ver­schoben wissen wollten, indem sie auf deren Mitwirkung den grössten Werth legten. Der Anmarsch der Russen stand aber noch in weiter Ferne, da im März die Verhandlungen über den Operations-Plan lange nicht abgeschlossen waren, und alle Bemühungen Österreichs, die end­lose Verschleppung dieser Angelegenheit durch die russische Regierung zu verhindern, fruchtlos blieben. Erst am 19. Mai erhielt Feldmarschall Soltikoff, der russische Armee-Commandant, seine Instructionen auf Grund des Resultates der Verhandlungen. Russland hatte im Allgemeinen seine Zustimmung zu den Ansichten der österreichischen Regierung über den Operations-Plan ertheilt, zugleich aber ziemlich ungeschminkt erklärt, dass von russi­scher Seite nichts geschehen würde, ehe die österreichische Armee die Offensive ergriffen hätte. Dies wurde jedenfalls der entscheidende Grund zur sofortigen Eröffnung der Operationen. Als Richtschnur für die Durchführung derselben hatte man von Seite Österreichs den Grundsatz aufgestellt, den König von Preussen zunächst durch offensives Vorgehen an mehreren, weit von einander entfernten Tlieilen des Kriegsschauplatzes zur Theilung seiner Kräfte zu veranlassen. Jede der hiezu bestimmten vier Armeen sollte stark genug sein, um selbständig operiren zu können. Dasjenige Heer, dem der König seine Hauptmacht entgegensetzen würde, hatte einstweilen in der Defensive zu bleiben, den König jedoch wo möglich festzuhalten, während die übrigen Armeen die Offensiv-Operationen unter Ausnützung ihrer Überlegenheit durchführen sollten. So hoffte man den König schliesslich in die Enge zu treiben und dem Kriege das erwünschte Ende zu bereiten. Demgemäss sollten zunächst die österreichische Haupt- und die entsprechend verstärkte Reichsarmee den König in Sachsen fest- halten, Laudon dagegen mit 40.000 Mann in Schlesien den Feldzug baldmöglichst eröffnen und diese Provinz unter Mitwirkung der Russen erobern. 1

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