Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)
Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529
250 steirische Reiter; zwei Fähnlein steirischen Fussvolks unter Abel von Holneck; 200 kärntnerische Reiter; ein Fähnlein kärntnerischen Fussvolks; 170 Reiter unter Johann Katzianer; 250 Reiter unter Johann von Hardegg; ein Regiment unter Oberst Leonhard Freiherr von Fels; ein Regiment unter Oberst Eck von Reischach, endlich ein aus vier Fähnlein bestehendes Regiment böhmischer Fuss- knechte unter Oberst Ernst von Brandenstein. Die Spanier zählten 700 Mann Infanterie unter Louis de Avalos. Die vom Pfalzgrafen Philipp vom Rhein befehligten Reichstruppen bestanden aus zwei Regimentern Landsknechte, welche in je sieben Fähnlein getheilt waren, dann aus 100 Reitern. Zum Commandanten der Stadt Wien hatte Ferdinand, welcher zu Linz und Prag die Rüstungen gegen die Türken emsig betrieb, mit glücklicher Hand den greisen obersten Feidhauptmann Graf Niklas von Salm') auserkoren, welcher im Vereine mit seinem langjährigen ’) Graf Niklas von (zu) Salm (geboren März 1459) entstammte einem uralten Adelsgeschlechte, dessen Ursprung im Ardenner Walde und in den Vogesen zu suchen ist. (Siehe Joh. Newald’s: „Niclas Graf zu Salm“, enthalten im Berichte des Alterthums-Vereins, Wien 1879.) Vom kriegerischen Drange erfüllt und mit einem riesenhaften Körper ausgestattet, soll er schon als 17jähriger Jüngling unter den Schweizern gegen Carl den Kühnen von Burgund gefuchten haben, und widmete vom Jahre 1483 an seinen Arm den Habsburgern. 1499 kämpfte er für Max 1. in der Schweiz und als Feldhauptmann im Landshuter Erbfolgekriege (1504). Im Kriege der Liga von Cambray gegen die Venetianer eroberte Salm im Jahre 1511 in überraschend kurzer Zeit Friaul und Istrien, schlug 1514 den Venetianer Vitturi bei Castiglione und vertheidigte 1516 unter Georg von Frunds- berg Verona, bis Rogendorf und Liechtenstein den Entsatz brachten. 1522 wurde Salm zum Statthalter von Ober- und Nieder-Osterreich, sowie zum obersten Feldhauptmann wider die Türken ernannt, musste jedoch neuerdings nach Italien, als der Papst und Carl V. sich zur Vertreibung der Franzosen aus der Lombardei verbanden. Salm bedeckte sich in der folgenreichen Schlacht von Pavia (24. Februar 1525) mit Ruhm, da er mit der Cavallerie nicht nur die Hommes d’armes in die Flucht schlug, sondern auch den französischen König Franz I. verwundete und so dessen Gefangennahme herbeiführte. Im Herbste desselben Jahres unterdrückte Salm den Bauernaufstand in Steiermark und lag 1527 gegen Zápolya zu Feld, dessen Unterfeldherrn Lukas Mariay er in der Schlacht von Tokaj (August 1527) schlug. Ober-Ungarn ergab sich nun ohne weiteren Widerstand, Zápolya flüchtete nach Polen und so stand der Krönung Ferdinand’s zum König von Ungarn kein Hinderniss mehr im Wege. Den Glanzpunkt der Leistungen Salm’s bildet aber die Vertheidigung Wien’s im Jahre 1529, welche seinen Namen mit unauslöschlichen Zügen in die Blätter der Geschichte verzeichnen sollte. Bei dem letzten Sturme der Türken durch einen abspringenden Stein am rechten Schenkel schwer verletzt, verfolgte Salm ungeachtet der für sein Alter so bedenklichen Verwundung die abziehenden Türken am linken Donau - Ufer und gedachte Gran, vielleicht auch Ofen durch List in seine Gewalt zu bringen.