Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1882)

Die erste Belagerung Wien's durch die Türken im Jahre 1529

Die erste Belagerung Wien’s durch die Türken im Jahre 1529. 329 Waffengefährten, dem Reiter-General und kaiserlichen Feldmarschall Wilhelm Freiherr von Rogendorf1), der ihm als Adlatus beigegeben war, die Yertheidigung Wiens leitete. An dem Ruhme dieser beiden Helden nahmen ferners Theil: Pfalzgraf Philipp vom Rhein, Herzog von Bayern2), Commandant der Er musste at>er des zunehmenden Leidens halber nach seiner Besitzung Salmhof bei Marcliegg gebracht werden, wo er nach sechsmonatlichem Sieclithume am 4. Mai 1530 starb. Salm hatte im Jahre 1502 die Schwester seines Schülers, Freundes und Waffengefährten Wilhelm v. Rogendorf geheiratet; aus dieser Ehe waren vier Söhne und vier Töchter entsprossen. Sein Leichnam ruhte anfänglich in der Dorotheerkirche in Wien, wo ihm der dankbare Ferdinand I. im Jahre 1546 ein prachtvolles Denkmal setzen liess, und gelangte nach der Auflassung dieses Gotteshauses (1787) sammt dem Denkmale nach Opatowitz, später nach Raitz hei Brünn auf die Besitzung der Familie Salm. Erst unserer Generation war es Vorbehalten, das Andenken an den ruhm­vollen Vertheidiger Wien’s durch öffentliche Denkmale zu verewigen. Der „alte“ Kunstverein, welcher, vom Wiener Gemeinderath unterstützt, im Jahre 1867 die Elisabethbrücke mit acht Statuen schmückte, hatte den glücklichen Gedanken, darunter auch das Standbild des Grafen Niklas von Salm aufzunehmen. Der Wiener Altertlmmsverein restaurirte das in Raitz befindliche Grabdenk­mal Salm’s und stellte es auf seine Kosten im Jahre 1879 in jene Seitencapelle des rechten Kreuzschiffes der Votivkirche, welche der Kanzel gegenüberliegt und seither Salm-Capelle genannt wird. Der grosse Festsaal des neuen Wiener Rathhauses wird unter anderen um die Geschichte und Entwicklung Wien’s hochverdienten Männern auch das überlebens­grosse Standbild Salm's aufnehmen. *) Wilhelm Freiherr von Rogendorf, Ritter von Calatrava (geboren im Jahre 1480), entstammte einem steirischen Adelsgeschlechte und war schon mit 13 Jahren Edelknabe am Hofe Philipp’s II.^Bei Calliano (venetianischer Krieg) verdiente er sich die ersten Sporen und ward schwer verwendet. In Verona vom Venetianer Liviano belagert, schlug er unter Rudolf von Anhalt den berühmten Sturm ab, und hielt auch die verrätherischen Einwohner im Zaume. Trotz seiner Jugend ernannte Carl V. hei der Thronbesteigung Rogendorf zum Statthalter von Friesland und zum Obersthofmeister des Erzherzogs Ferdinand. Er zeichnete sich in der Folge im geldrischen Kriege (1517) aus, kämpfte 1522 gegen die Mauren in Spanien, und eroberte 1524 im Kriege gegen Frankreich ganz Bearn. Schon war er zum Vicekönig von Catalonien und Roussillon ernannt worden und hatte die Würde eines geheimen Raths und kaiserlichen Feldmarschalls erreicht, als ihn Ferdinand I. nach Österreich berief, um seine bewährte Kraft gegen die Türken zu verwenden. Nach der Belagerung von Wien übernahm Rogendorf statt des ver­wundeten Salm das Obercommando, drang in Ungarn vor, eroberte 1530 Gran, Visegrad und Waitzen und belagerte vergeblich Ofen. Als Soliman II. 1532 neuerdings mit einem grossen Heere an der öster­reichisch-ungarischen Grenze erschien, bekleidete Rogendorf bei jener Armee, welche sich zunächst Wien sammelte, ein wichtiges Commando."P Neun Jahre lebte nun Rogendorf in ländlicher Ruhe auf seinem Schlosse zu Guntramsdorf, als ihn Ferdinand neuerdings zum Feldherrn wider die Ungarn ernannte. Allein Rogendorf’s Anschlag auf das von Zápolya vertheidigte Ofen misslang, und sein später Abzug kostete ihm das ganze Geschütz, da ihn die herbeigeeilten Türken während des Uferwechsels bei Pest (22. August 1541) angriffen. Rogendorf ward hiebei am rechten Arme schwer verwundet, und starb auf der Flucht zu Sommerein auf der Insel Schütt. Sein Leichnam ruht in Pöggstall. Er war seit 1506 mit Elsbetli Gräfin zu Öttingen vermält. a) Philipp der Streitbare, Pfalzgraf am Rhein, Herzog von Bayern, geboren 12. November 1503, kämpfte für Carl V. in Italien und errang sich hier schon den ehrenvollen Beinamen.

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