Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. 521 Während aller dieser oborwähntcn Begebenheiten batte das dritte Treffen der Österreicher Zeit zum Aufmärsche. Bevor aber dieser bewirkt wurde, recognoscirte dessen Brigadier eine kleine günstige Anhöhe, in der Absicht, einige Kanonen dahin abführen zu lassen; er wurde jedoch dabei durch einen Schuss von Seite der am Fusse der erwähnten Anhöhe aufgestellten feindlichen Jäger verwundet. Zur Abwehr des Angriffes Hess ich mein Bataillon, in Masse formirt, auf die erwähnte Anhöhe rücken, in Front aufmarschiren, und da wir in Front und Flanke bedroht waren, auch den Kameraden des Regiments Beaulieu avisiren, sich an mich anzuschliessen und die Flanke zu decken. Als die feindlichen Plänkler diesen Aufmarsch, sowie die Placirung zweier Geschütze, womit die ganze feindliche Linie bestrichen werden konnte, bemerkten, verstummte eine Zeitlang ihr Feuer. Während ich diese Dispositionen zum Aufmärsche ertheilte, rief mir der General Juerzick laut zu: „Bravo, Herr Major Mahlern!“ Kaum war der Aufmarsch vollzogen, bemerkte ich, dass der Feind sich zu einem Frontal-Angriffe anschicke. Als er nun kurz darauf seine Vorrückung begann, Hess ich einige Dechargen mit Gliedern auf ihn abgehen und brachte ihn dadurch zum Stehen. In zwischen wurde das Bataillon Beaulieu von den französischen Grena­dieren heftig angegriffen und zurückgeworfen. Nun schritt ich im Vereine mit dem nebenstehenden Bataillon Reuss-Greitz zum Gegen­angriffe; beim Vorrücken wurden wir stark beschossen, dabei Haupt­mann Nigl nebst mehreren Leuten schwer blessirt und viele getödtet. In Folge dieser erlittenen Verluste, sowie aus der Ursache, dass meine nun cntblösste linke Flanke vom Feinde bedroht war, kam mein Bataillon in’s Wanken, welches ich jedoch aneiferte, geschlossen zu bleiben und nicht zu weichen. Mein braver Adjutant, Fähnrich Jlljaschek, welcher den Hauptmann Steinberg und den Lieutenant Bayer verwundet fallen sah, sprang vom Pferde und stellte es Ersterem zur Disposition; er selbst aber zog den Degen und führte die ent- muthigten Leute in Ordnung vor. Durch einige von uns abgegebene Dechargen wurde das Feuer des Gegners schwächer und in Folge dessen die Zurücktransportirung der Blessirten weniger gefährdet. In der Mitte meines Bataillous ereignete sich der Fall, dass eine feindliche Muskctenkugel meinen Fahnenführer plötzlich niederschlug; ich hatte dazumal während des Gefechtes ein Paar Cadeten als Officierc von dem Commandirenden zugeschickt erhalten, ohne dass sie mir sagen konnten, welche Charge sie bekleiden; dieselben konnten mir nur die Auskunft geben, dass die Verordnung noch naelifolgen werde. Ich theilte beide bei der Fahne ein. Einer von ihnen, Namens Schöndler, war von den Cüras- sieren. Als dieser sah, dass ein französischer Officier aus seiner Masse vorsprang, um meinem darniederliegenden Führer die Fahne wegzu­

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