Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805

522 Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. nehmen, so stürzte er sich mit dem Säbel auf Ersteren und führte einen Hieb auf eine Hand desselben, wodurch er die Fahne fallen Hess. Der edle Officier, der Retter meiner Bataillonsfahne, tibergab mir diese mit folgenden Worten: „Hier überreiche Ich Ihnen, Herr Major, das höchste Gut unseres Bataillons, die Fahne.“ Ich ernannte ihn und oberwähnten Adjutanten auf mein Risico zu einer höheren Chai’ge. Ich muss gestehen, dass dieser Tag trotz aller traurigen Folgen für mich ein glücklicher war. Nun trat auch das neben mir stehende Bataillon Reuss-Greitz den Rückzug an, während dessen der Commandant desselben, der brave Oberstlieutenant Seovaud (?), mittelst eines Flintenschusses durch den Bauch und das Rückgrat schwer verwundet wurde. Ich sah mich nun fast ganz allein und Hess mit meinen wenigen übrig gebliebenen Leuten die Masse formiren. Ich hatte schon 1 Officier, 72 Mann todt, 2 Hauptleute und über 100 Mann verwundet, endlich 50 Mann gefangen. Auch war eine beträchtliche Anzahl Mannschaft während des Marches erkrankt, gestorben und vermisst, so dass der Stand des Bataillons, welcher vor der Affaire in 312 Köpfen bestand, nunmehr auf kaum 80 sich belief. Ich retirirtc angesichts des Feindes geschlossen langsam gegen ein Wäldchen, und als wir uns demselben näherten, bemerkten wir, dass wir einen Sumpf vor uns hatten, worin ein Kosak mit seinem Pferde halb versunken war. Als ich dies sah, gab ich dem Bataillon die Weisung, sich links seitwärts dieses Sumpfes zu ziehen, um über den tiefen Graben des Ablaufes zu setzen, wandte mich mit meinem Pferde, da ich dieses 1 linderniss nicht passiren konnte, gegen den Sumpf und bald war ich mit meinem Pferde zur Hälfte in demselben versunken. Das brave Pferd arbeitete sich zwar doch vorwärts, aber schon nahe am jen­seitigen Rande des Sumpfes angelangt, verwickelte es sich in die Wurzeln eines Baumes und ich glaubte mich nun verloren. Der Feind wagte sich nicht heran, wahrscheinlich weil er eine Bataillonsmasse und die russischen Garde-Huszaren nächst dem Moraste aufgestellt sah, er Hess aber einen Kanonenschuss abgeben, wodurch jedoch weder ich noch mein Pferd, sondern ein Baum getroffen wurde, hinter welchem ich gedeckt stand. Durch das Geprassel des zerschmetterten Baumes erschreckt, sprang mein Pferd in zwei Sätzen mit mir aus dem Moraste heraus und ich war gerettet. Als ich hierauf mit meinem Bataillon den Marsch die Anhöhe hinab auf dem Wege über die Brücke neben der Mühle fortsetzte, bemerkte ich, dass dies eine Hauptcommunication nach Austerlitz von Brünn aus sei, und dass ein Theil sowohl unserer als russischer Artillerie retirire. Ich Hess daher mein Bataillon aufmarschiren, um die erwähnte Brücke zu souteniren, bis die Artillerie passirt sei.

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