Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805
520 Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. Kaum hatten dies die französischen Massen bemerkt, öffneten sie sich und gaben aus den Kanonen, welche in ihrer Mitte verborgen durch Mannschaft gezogen wurden, eine Kartätschen-Decharge, wodurch die russischen Colonnen vollends zersprengt wurden. Inzwischen kamen die russischen Brigadiere und Stabsofficiere herbeigesprengt, auch die übrigen Officiere fanden sich ein und suchten ihre Brigaden, respective Truppenkörper; der grösste Theil von ihnen fiel jedoch der feindlichen Cavallerie in die Hände, der Best derselben aber lief mit der zerstreuten russischen Mannschaft zurück. Nun wurde auch gegen die Österreicher von verschiedenen Seiten der Angriff durch neu formirte, en échiquier angerückte feindliche Massen gerichtet. Die Brigadiere wussten nicht, nach welcher Seite sie ihre aus den tiefen Deíiléen der Weinberge auf die Anhöhen rückenden Truppen Front machen lassen sollten, zudem konnten auch die Geschütze wegen Mattigkeit der Pferde nur mit grösster Anstrengung in ihre Position gebracht werden. Hauptmann Till des 6. Kerpen’schen Bataillons, welcher von dem General-Major Juerzick ausgeschickt war, um zu sehen, was der Feind im Nebel für Bewegungen mache und was die Bussen unternehmen, kam zurückgesprengt und deutete dem Brigadier an, wofern er die Brigade nicht schnell aufmarschiren liesse, es zu spät würde, da der Gegner auf zwei Seiten in forcirten Schritten anrücke. Kaum war diese Meldung erstattet, war auch schon das ganze Begiment Würzburg von des Feindes Centrum bedroht. Der tapfere Oberst Sterndahl als Brigadier seines Begiments und des 6. Bataillons Auersperg - Infanterie liess gegen den Feind vorrücken, sein Iuterims-Begiments-Commandant griff mit den Grenadieren die Franzosen auf das Tapferste an und brachte dieselben zum Weichen. Allein, da des Nobels wegen die nachrückenden Bataillone ihre Direction zu viel links seitwärts genommen und in Folge dessen von der Brigade sich zu weit trennten, so liess der Feind, diesen Fehler benützend, seine Cavallerie durchbrechen, die Bataillone abschneiden und tourniren. Das brave Begiment kam dadurch in Unordnung; ein grosser Theil desselben gerieth in Gefangenschaft oder wurde zersprengt. Das zusammengesetzte fi. Bataillon Auersperg-Infanterie, welches zweimal so stark war' wie die übrigen sechsten Bataillone (und dies zwar aus der Ursache, weil Oberstlieutenant Bach von Ulm aus viele zersprengte Leute des Begiments an sich zog und sie mit dem erwähnten Bataillon vereinigte) war daher eine grosse Unterstützung fűiden Interims-Brigadier Obersten Sterndahl, um die entstandene Lücke auszufüllen. Unterdessen liess Napoleon das dritte Treffen seines aus bayerischen Truppen bestehenden rechten Flügels mit etlichen gesammelten französischen Grenadier Massen vorrücken.