Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805

518 Tagebuchblätter «aus dem .Jahre 1805. war, auch die spionircndcn Juden von Olmütz sogleich nach Nikols- hurg abgegangen sind, um alle zu Olmiitz vorgefallenen. Departen dem Feinde hei Austerlitz, Nikolsburg und Brünn zu verrathen. Der Marsch wurde durch Verschulden der Küssen, welche oft ohne alle Noth von der Chaussee weg gegen unsere Colonnen kreuzten, vielfach gestört und sogleich bedeutend verzögert, so dass unser Flügel fast immer erst spät in der Nacht in das Lager einrücken konnte. Natürlicherweise wären dadurch nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Artillerie-Bespannungen ganz unnöthig fatiguirt, mau kann sagen, zum Theile ruinirt. Alles dieses schien, wie es uns auch die Folge lehrte, ein schlechter Vorbote zu einem Unternehmen gegen den Feind zu sein. Man konnte sich nicht erklären, warum die russischen Colonnen von der Chaussée gegen unseren linken Flügel drückten, indess ver­nahm man, dass der General en chef zu Wischau beschlossen habe, gegen den Feind auf verschiedene Art zu manövriren, damit derselbe unseren wahren Plan nicht errathen könne. Selbstverständlich wusste der Feind von dieser verzögerten Vor­rückung Nutzen zu ziehen, und gelang es so, dass sich das in Böhmen aufgestellte Beobachtungs-Corps unter Feldmarschall Bernadotte mit der französischen Hauptarmee vereinigen konnte; was für uns von grösstem Nachtheile war. Den 1. December, sehr spät Abends, kamen wir bei Austerlitz auf unserem Lagerplatze an. Von allen unseren in Schlachtordnung auf- marscliirten Truppen war der Hauptfehler begangen worden, dass keine Vorposten, sondern blos Lagerwachen, und diese letzteren auch nur bei den Österreichern ausgestellt wurden; mit einem Worte, die ganze eombinirte Armee stand mit wahrer Sorglosigkeit im Lager. Im Haupt­quartiere sogar dachte Niemand diesen Abend an einen Angriff von Seite des Feindes, sonst hätten ganz andere Vorkehrungen getroffen sein müssen. Dieses Alles kann ich bei meiner Ehre und Reputation behaupten und beweisen, weil ich nach meiner Gewohnheit und Kriegserfahrung, jedesmal mich zu unseren Vorposten verfügte, um deren Aufstellung und nach Möglichkeit auch jene des Gegners zu recognosciren. Ich that das Gleiche auch diesmal und staunte nicht wenig, als ich vorerwähnte Sorglosigkeit und die unverantwortlichen Fehler bemerkte, welche zweifelsohne unter die Hauptursachen unserer grossen Nieder­lage in der Tags darauf erfolgten Schlacht zählten. Als ich in dem Lager wieder eintraf, rapportirte ich dem Herrn Brigadier Juerzick über die ungenügende Sicherung unserer Armee. Derselbe war ganz erstaunt darüber, und gab Befehl, dass Alles bestmöglichst alerte sei, um vom Feinde nicht überfallen zu werden. Die Russen konnte man nicht avisiren, da sie von den Brigadieren

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