Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805
Ölti Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. von ihnen nicht nur übermässig Victualien erpressten, sondern dieselben auch plünderten. Hiebei wurden auch die Pfarrhäuser nicht verschont. In den Hauptquartieren selbst wurden von den russischen Generalen und Stabsofficieren Pharaospiele unternommen, wo sie namhafte Beträge in blanken Ducaten setzten. Dort trafen auch noch zum Unglücke die grössten Spione von Juden, besonders aber die Nikolsburger, ein. Alles verwunderte sieb, wie man in eine Hauptfestung diese Juden hat einschleichcn lassen können, da man doch ganz sicher von selben nichts Anderes als nur Verrath an den Feind erwarten konnte. Allein über die anderen vielen und zu schlichtenden Angelegenheiten hat man auf dieses liederliche Gesindel gar keinen Bedacht genommen, und waren sie von den Russen um so mehr geduldet, als sie mit viel baarem Gelde die russische Bank vermehrten. Woher dieses viele Gold der Juden, und insbesondere der Nikolsburger, licr- gerührt haben möge, will ich einer weiteren Einsicht anheimstellen. Die Verpflegung war in Folge der Ansammlung so grosser Truppenmassen oft eine sehr mangelhafte. Es rissen auch Krankheiten ein, und musste täglich eine grosse Anzahl Leute in das Spital nach Olmiitz geschafft werden; ich selbst war gezwungen, während des Lagcrns vor Olmiitz von meinem Bataillon 5—6 plötzlich Gestorbene, sowie 200 Kranke in das Spital transportiren zu lassen. Am 24. kam ein Befehl, dass Se. Majestät der österreichische Kaiser seine Truppen den 25. Nachmittags besichtigen und die als Garnison für die Festung bestimmten Bataillone auswählen werde. Statt am 25. Nachmittags, kam seine Majestät mit seiner ganzen Generalität schon in der Früh gegen 9 Uhr. Die meisten unserer Stabsofficiere, von welchen viele in Olmütz einquartiert waren, befanden sich noch ganz ruhig in ihren Quartieren. Ich aber verblieb jederzeit, ja sogar bei Olmiitz, ohne diese Stadt gesehen zu haben, im Lager, um von allen Vorfallenheiten in meinem Bataillon in steter Kenntniss zu bleiben und den zahlreichen Excessen der Russen gegen unsere armen Leute zu steuern. Als ich das Ankommen Sr. Majestät im Lager wahrnahm, floss ich schnell mein Bataillon in der Paradelinie antreten. Durch dieses hurtige Benehmen waren Se. Majestät dergestalt überrascht, dass Höchstdieselben alsogleich zu dccidiron die Gnade hatten, dass dieses Bataillon nicht in dio Festung verlegt werde, sondern bei der gegen den Feind bestimmten Colonno zu verbleiben habe. Die Herren Generale machten zwar Einwendungen dagegen, aber Se. Majestät verblieb bei seiner Entschliessung mit folgender Äusserung: „Ich flndo in diesem Bataillon, ungeachtet seiner Schwäche, sehr viel Ordnung.“ Ich hatte somit die Ehre, mit meinem Bataillon weiter in’s Feld zu rücken, anstatt dessen das Bataillon Deutschmeister nach Olmütz designirt wurde.