Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805

504 Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. 200 Ducaten. Ich schlug sie aber mit dem Beisatze aus: dass, wenn man mir 400 Ducaten geben würde, kein Gegner die Freude haben solle, auf meinem Pferde zu paradiren. Der Marschall war hiedurch so erbost, dass er, sich hastig von mir wendend, mir zurief: Adieu, mon eher Major, Sie und Ihr Pferd werde ich bald genauer zu sehen bekommen! worauf ich ihm entgegnete: „Dies ist mein einziger Wunsch, Herr General, uns tete-ä-tete zu treffen.“ An meine Officiere richtete ich jetzt die Frage: ob sie wohl aus den Äusserungen des berauschten Marschalls bemerkt hätten, dass wir hintergangen seien?------­Al s dem Marschall gemeldet ward, dass seine Colonne nicht durch das Thor in die Stadt passiren könne, weil die Bagage der Österreicher eben im Begriffe wäre herauszufahren, licss er mir andeuten, dass Alles, was sich innerhalb des Thores und der Stadt von meiner Bataillons-Bagage und sonst dergleichen befinde, ihm gehöre; mit der Mannschaft könne ich ziehen, wohin ich wolle. Ich liess unverzüglich durch meinen Adjutanten dem Marschall andeuten: Wofern er meine Bataillons-Bagage allem Übereinkommen zuwider nicht alsogleich aus der Stadt herausliesse, stünden zu meiner Hilfe zwei Divisionen kaiserlicher Cürassiere bereit; diese würden, vereint mit meiner Truppe, sich durch seine Avantgarde schon einen Weg zu bahnen wissen. Sollten diese Kräfte auch nicht hinreichen, so brauchte ich nur den zwischen Stockerau und hier stehenden 14.000 Mann zählenden Österreichern und ebenso starken Russen ein Aviso zu geben und diese würden mich schon hinlänglich unter­stützen. Ich muss hier bemerken, dass in der ganzen Gegend von Korneu- burg bis Stockerau keine Truppen in der angegebenen Zahl vorhanden waren; in Stockerau befand sich nur ein schwaches Bataillon Croaten und eine gleichfalls schwache Division von Nassau - Ciirassieren, die mit meinem Bataillon den Dienst auf den Vorposten zu versehen hatte und kurz zuvor hinter der Stadt Korneuburg postirt worden war. Diesen Umstand gedachte ich in meiner kritischen Lage zu einer Kriegslist zu benützen, was mir bei dem trunkenen Zustande des Mar­schalls auch gelang. Durch meine Äusserung betroffen gemacht, und sich vielleicht nicht stark genug fühlend, rief der Marschall aus: Par Dieu, da kriegen wir auf diese AVeise noch diesen Abend mit den Russen etwas zu thun, und unsere Pferde sind noch nicht ausgerastet! Also „Passe Bagage und Ba­taillon!“ So ward nicht nur mein ganzes Bataillon, sondern auch meine Casse und Officiers - Bagage aus der Stadt gebracht und gerettet, und der Feind musste seinen vorgehabten Plan, die Russen zu überfallen, für diesen Abend aufgeben und in Korneuburg und auf den nahen Feldern campiren.

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