Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. 505 Bald darauf kam Prinz Murat, begleitet von seinem General­stabe. Ich leistete mit meinem Bataillon die militärische Ehrenbezeu­gung , worauf die ganze Suite bis auf den Prinzen, welcher Tabak rauchte, die Hüte abzog und dankte; Niemand Hess sich in ein Gespräch, weder mit mir, noch mit jemanden Anderen von meinem Bataillon ein. Ich rückte sodann mit meiner Truppe und der ganzen Bagage glücklich auf der Strasse nach Lang-Enzersdorf ab, in der Hoffnung, daselbst von meinem Brigadier, General - Major v. Weber, oder von unserer Cavallerie etwas zu erfahren. Ich schickte einen Zug als Avantgarde mit einem Officier und dem Bataillons-Adjutanten, welche der französischen Sprache kundig waren, voraus und gab ihnen den Befehl, wenn wer immer von der französischen Colonne sie frage, wohin unser Marsch gerichtet wäre, zu antworten: „In Folge der geschlossenen Convention nach Wien, da es Friede sei.“ Es war nahe an V29 Uhr, als wir durch die fortwährend vorbei­ziehende französische Cavallerie und Jäger nach Lang-Enzersdorf kamen. Ich Hess gleich am Eingänge des Ortes fragen, wo unsere Ca­vallerie oder der Brigadier bequartiert sei. Allein die geängstigten Ortsbewohner, die meist vor ihren Häusern standen und aus unserem Marsche inmitten des Feindes nicht recht klug werden konnten, ent- gegneten, sie wüssten nicht, wohin unsere Cavallerie in dieser Dämme­rung marschirt wäre, doch sei die Truppe sammt dem Herrn Generalen in trauriger Stimmung abgezogen; statt ihnen stünde jetzt weiter unten eine französische Cavallerie-Abtheilung, beiläufig 400 Pferde stark, mitten auf dem Platze aufmarschirt; selbe verlange weder Quartier, noch Fourage, noch sonst etwas und verhalte sich ganz ruhig, ohne den mindesten Laut von sich zu geben; es sei ihnen aber sehr bange vor diesen Leuten. Ich beruhigte die geängstigten Einwohner und Hess meine Colonne weitermarschiren. Wir mochten kaum 100 Schritt vorgerückt sein, als meine Avantgarde mitten im Orte auf die angegebene fran­zösische Cavallerie stiess, welche auf der Strasse aufgestellt stand. Von beiden Theilen ritten augenblicklich die Adjutanten gegen einander. Jener der feindlichen Truppe fragte meinen Adjutanten, was das für eine Colonne wäre und wohin ihr Marsch ginge? Dieser ant­wortete in der Weise, wie ich es anbefohlen hatte. Mittlerweile kam auch der Commandant jener Truppe und sagte: Meine Herren, ich bin Chef dieser Garde zu Pferde und habe den Befehl, Niemanden mehr von Ihren österreichischen Truppen passiren zu lassen; es thut mir sehr leid, dass Sie sich so verspätet haben, denn die vereinbarte Zeitfrist ist abgelaufen und von dem Augenblicke an Alles feindlich

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