Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Original-Briefe König Friedrich's II. im k. k. Kriegs-Archive zu Wien

486 Originalbriefe König Friedrich’s II. im Kriegs-Archive zu Wien. die Antwort zuerst ausweichend, dann ablehnend ausfiel, beschloss Friedrich II., noch vor dem Abschlüsse der gegnerischen Rüstungen anzugreifen und rückte am 29. August 1756 mit 70.000 Mann in Sachsen ein. Beim Ausbruche des Krieges in Deutschland standen Österreich und Sachsen dem Könige von Preussen allein gegenüber. Die Streit­kräfte der Gegner waren an Zahl annähernd gleich, doch hatte man in Österreich die Ausrüstung der Armee noch nicht beendet, weil man nicht den Schein eines Friedensstörers sich hatte zuziehen wollen. Als commandirender General befehligte in Böhmen der aus früheren Kriegen vortheilhaft bekannte Feklmarscliall Maximilian Ulysses Graf von Browne. Dieser zog den vordringenden Preussen entgegen und lieferte (1. October 1756) denselben die unentschiedene Schlacht bei Lohositz, in welcher Friedrich II. „seine alten Österreicher nicht wieder zu erkennen vermochte“. Die später unternommenen Ver­suche, die in Pirna eingeschlossenen Sachsen zu befreien, scheiterten jedoch. Das östliche Böhmen hesass sein eigenes Kriegstheater, wenn auch nur ein solches von secundärer Bedeutung. Feldmarschall Graf v. Schwerin sammelte (14. September 1756) bei Glatz ein Corps von 27.000 Mann, in welchem die General-Lieutenants Fouqué und Haut- charmoy befehligten. Österreich hatte bei Olmütz 23.000 Mann stehen und diese führte der FZM. Octavian Aeneas Fürst Piccolomini (16. Sep­tember) über Hohenmauth nach Königgrätz in eine Stellung hinter der Adler. Auf Befehl Browne’s hielt gleichzeitig der FML. Adolf Baron Buccow Nachod mit einem Regiment Infanterie und zwei Regi­mentern Cavallerie besetzt; er wurde aber (17. September) genöthigt, hinter die Metau und Elbe zu weichen. Schwerin rückte nun über Nachod in Böhmen ein und nahm, nachdem er das von Buccow bei Jassena zu- riickgelasseno Detachement des Obersten Gabriel Baron Luszinsky über die Elbe geworfen (22. September), eine Stellung bei Augezd unweit Königgrätz. Während die Preussen auf beiden Ufern der Elbe unter dem Namen von Fouragirungen furchtbare Erpressungen ver­übten, verstärkte sich Piccolomini auf 31.000 Mann und setzte endlich durch die Detachirung von 2000 Grenzern unter dem FML. Graf Spada nach Sadowa (8. October) den Verheerungen des Feindes auf dem rechten Ufer der Elbe ein Ziel. Am 21. October brach Schwerin, welcher sich den Schein gegeben hatte, als ob er mit Piccolomini Friedensverhandlungen anzuknüpfen bevollmächtigt wäre, von Augezd auf und führte bis zum 28. sein Corps ganz nach Schlesien zurück. Die leichten kaiserlichen Truppen folgten dem Gegner in die Graf­schaft Glatz nach und zeigten sich während des Winters im kleinen Kriege in ihrer früheren Überlegenheit.

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