Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Original-Briefe König Friedrich's II. im k. k. Kriegs-Archive zu Wien

Originalbriefe König Friedrich’s II. im Kriegs-Archive zu Wien. 487 Die Winterruhe wurde in Österreich benützt, um mit äusserster Anspannung der Kräfte das Heer auf den Stand von 204.000 Mann zu vermehren *). Grössere Streitermassen hoffte man durch diplo­matische Kunst auf dem deutschen Kriegsschauplätze erscheinen zu sehen und die Erfolge, welche Kaunitz zu verzeichnen hatte, gaben dieser Hoffnung alle Berechtigung. Der Reichstag zu Regensburg sprach den Reichskrieg gegen Preussen aus, Frankreich und Schweden erklärten als Garanten des westphälischen Friedens au Friedrich II. den Krieg und Russland wurde zum Losschlagen veranlasst. Unge­achtet dieser glänzenden Aussichten für die Zukunft, stand jedoch Österreich beim Beginne des Feldzuges von 1757 wieder allein und konnte vor Monaten auf ein Eingreifen seiner Verbündeten durchaus nicht hoffen. Vor der preussischen Hauptarmee, welche über Peterswalde und Kommotau aus Sachsen nach Böhmen vordrang, wich Feldmarschall Browne langsam gegen Prag zurück. FZM. Graf Christian Königsegg sollte den über Zittau vor- marschirenden Prinzen Wilhelm von Braunschweig - Bevern aufhalten und dem Feldmarschall Schwerin, der in Schlesien und Glatz eine Armee von 41.000 Mann zusammengezogen, hatte der General der Cavallerie Johann Graf von Serbelloni den Weg nach Böhmen zu verlegen. Schwerin dirigirte seine Armee in vier Colonnen nach Böhmen. General Manstein mit der ersten nahm den Weg von Schmiedeberg über Schatzlar nach Altstadt bei Trautenau, General-Lieutenant Winter­feld ging mit der zweiten von Landshut über Liebau nach Trautenau, wurde jedoch von 200 Slavoniern bei Golden-Else geraume Zeit in seiner Vorrückung aufgehalten (18. April), General-Lieutenant Haut- charmoy marschirte über Friedland und Eipel, endlich General-Lieu­tenant Fouqué mit der vierten Colonne über Wünscheiburg, worauf die Wiedervereinigung der Armee bei Miletin orfolgte (22. April). Diesen Bewegungen des Feindes gegenüber, beschränkte sich Serbelloni dar­auf, sein Corps von 27.000 Mann von dem Sammelorte Smiric nach Königgrätz zu führen und hier unthätig stehen zu bleiben. Der Sieg der Preussen bei Prag (6. Mai) brachte die Kaiserin in die Gefahr, mit der in der böhmischen Hauptstadt eingeschlossenen besiegten Armee auch Böhmen einzubtissen und die Stellung der Monarchie lag thatsächlich in den Händen des Mannes, der bereits mit der Bildung einer zweiten oder Reserve-Armee betraut worden war und schon am 4. Mai das Commando über das Corps Serbelloni an­getreten hatte. Dieser Mann war der um die Reorganisation der öster­reichischen Armee hochverdiente und aus früheren Kriegen durch ') Durch die Errichtung von Frei-Bataillonen vermehrte Friedrich II. in der- selben Zeit seine Armee bis auf die Ziffer von ‘210.000 Mann.

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