Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - IV. Der Feldzug 1739 und der Friede von Belgrad
478 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. in dem Temesváréi’ Banat nebst dem Präsidio der alldasigen kaiserlichen Administration und anklebenden Gebühren“ verliehen. Er starb jedoch auf diesem Posten schon am 12. März 1740. Feldmarschall Graf Wallis und FZM. Graf Neipperg erhielten den Befehl, Ersterer nach Szigeth, Letzterer nach Raab in die Contumaz abzugehen, wo sie nach ihrer Ankunft in Arrest genommen wurden. Nach beendeter Contumaz wurde Feldmarschall Wallis am Spielberge bei Brünn, FZM. Neipperg in Glatz inhaftirt und am 19. November 1739 in Wien ein Judicium delegatum unter Vorsitz des liofkriegsrath - Präsidenten Grafen Harrach eingesetzt, um über das Verhalten und die Schuld der beiden Angeklagten zu richten. Nach dem am 20. October 1740 erfolgten Tode des Kaisers hob Maria Theresia die gegen die beiden Generale noch im Zuge befindliche Untersuchung auf, und beliess ihnen ihre bisherigen Würden und militärischen Grade. Dieser Abschluss des grossen Drama’s hat nicht verfehlt zu der Behauptung Anlass zu geben: Maria Theresia habe, den Tod ihres Vaters voraussehend, um jeden Preis dem Kriege ein Ende zu machen gewünscht und deshalb dem Grafen Neipperg geheime Instructionen gegeben, in deren Erfüllung der so unheilvolle Friede geschlossen wurde. Ganz abgesehen von der moralischen Monstrosität, die der damals zweiundzwanzigjährigen Maria Theresia zugemuthet wird, indem man sie um politischer Zwecke willen auf den Tod ihres Vaters speculiren lässt, so übersehen die Erfinder dieser Behauptung, dass Carl VI. damals erst 54 Jahre zählte, mithin im kräftigen Mannesalter stand, und thatsächlich im October 1740 an den Folgen einer Jagd nach kurzer Krankheit starb. Trug sich daher Maria Theresia auch wirklich mit der Sorge, nach dem Tode ihres Vaters in einen Krieg verwickelt sich zu sehen, so lag diese Eventualität so ferne, dass Carl VI. Erbin weit eher zum Ziele gelangen konnte, wenn sie ihren Einfluss dazu anwandte, den Krieg vom Hause aus zu verhindern, oder auf eine bessere Führung desselben und die Erlangung eines vortheilhaften Friedens hinzuwirken, wozu selbst noch im letzten Jahre, ohne die unbegreiflichen Fehler und die ebensowenig qualificirbare Überstürzung der Grafen Wallis und Neipperg, hinlänglich Gelegenheit geboten gewesen wäre. Es lässt sich schliesslich weder ein Grund auffinden, noch wird irgendwo ein solcher angegeben, warum diese beiden Generale, welche wussten, wie sehr ihrem Souverain an der ehrenhaften Beendigung des Krieges gelegen war, diesem weniger Gehorsam geleistet haben sollten als seiner Thronerbin, deren Regierungsantritt damals in ganz unbestimmbarer Zukunft lag. Nicht mehr gerechtfertigt als diese, in das Reich der historischen Fabel gehörige Deutung eines dunklen Ereignisses, welches in der Grossmuth der, den Thron ihrer Väter besteigenden Herrscherin seine