Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Original-Briefe König Friedrich's II. im k. k. Kriegs-Archive zu Wien
340 Originalbriefe König Friedrich’s II. im Kriegs-Archive zu Wien. Originalquellen des Kriegs-Archivs verfasste Skizzen jener Begebenheiten, mit welchen die Briefe in näherer oder entfernterer Relation stehen. Glatz gelangt aus österreichischem in preussischcn Besitz.— Der Tod des Kaisers Carl VI. (20. October 1740) wurde der Beginn einer sturm- und gefahrvollen Zeit für Österreich und seine von den Mächten bereits lange anerkannte Herrscherin Maria Theresia. Friedrich II. erklärte seinem Freunde Voltaire, dass das Hinscheiden des letzten Habsburgers „seine friedlichen Ideen umgestossen und nun der Moment gekommen sei, das politische System in Europa umzuändern“. Nachdem viele drohende Anzeichen die nahende Gefahr erkennen Hessen, sandte Maria Theresia den gewandten FML. Marchese Bottá d’Adorno nach Berlin, welcher in seinen nächsten Berichten den Krieg mit Preussen für unvermeidlich erklärte, da Friedrich II. „einen unerhörten Streich vorhabe“. Bei der damaligen geringen Stärke der im weiten Territorium der Monarchie zerstreut dislocirten Truppen des österreichischen Heeres war es für die militärische Sicherung Schlesiens bereits zu spät geworden, und Friedrich II., der bei Crossen ein Heer von 22.000 Mann Infanterie und 5000 Reitern gesammelt hatte, fand, als er ohne Kriegserklärung auf österreichisches Gebiet vordrang (16. December 1740), fast keinen Widerstand *). Als die Preussen Breslau und Schweidnitz gleichzeitig bedrohten, musste FML. Maximilian Ulysses Graf Browne de Camus, damals commandirender General in Schlesien, den Rückzug antreton und diesen bis Leipnik in Mähren fortsetzen (30. Jänner 1741), wodurch der Feind vorübergehend den Pass von Jablunkau besetzen konnte. Browne verlor das Ober- commando, welches nun FZM. (bald nachher Feldmarschall) Wilhelm Reinhard Graf Neipperg erhielt, dem es zwar nicht an Kenntnissen, noch persönlicher Tapferkeit fehlte, der aber wenig Feldherrn- Talent besass. Binnen zwei Monaten hatten die Preussen, mit Ausnahme von Glatz, Brieg, Glogau und Neisse, ganz Schlesien im Besitz, und Feldmarschall Graf Schwerin konnte versuchen, mit seiner Colonne sich der verwahrlosten Festung Glatz zu bemächtigen, welche nur von wenigen Compagnien regulärer Truppen, zwei Bürger - Compagnien, 300 Invaliden und 500 Bauern vertheidigt wurde. Die zerstörte Brücke bei Wartha wurde von den Preussen hergestellt, und Oberst Camas rückte gegen Glatz vor. Dieser Angriff scheiterte aber, sowie ein späterer Versuch des Feindes, sich der Festung zu bemächtigen, an der 4 4) Bis in die erste Dekade des Januars 1741 befanden sieh in Schlesien von österreichischen Truppen 17 Bataillone, 12 Grenadier-Compagnien und das Dragoner- Kegiment Liechtenstein.