Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Original-Briefe König Friedrich's II. im k. k. Kriegs-Archive zu Wien
339 Originalbriefe König Friedrich’s II. im Kriegs-Archive zu Wien. Die im Kriegs-Archive befindlichen Originalbricfe König Friedrich’s II., welche in ihrer Gesammtheit einen stattlichen Band füllen würden, sind fast alle an die jeweiligen preussischen Festungs- Commandanten von Glatz ‘) und die interessantesten an den dem König seit 1730 befreundeten Obersten und späteren General Fouque gerichtet* 2). Mit Ausnahme von wenigen, fielen dieselben bei der Erstürmung von Glatz am 26. Juli 1760 in österreichischen Besitz. Nur ein geringer, erhöhtes kriegshistorisches Interesse gewährender Theil dieser Briefe wird, in 3 Serien getheilt, zur Publication gelangen, und mag hiebei erwähnt werden, dass die Schreiben, welche den Jahren 1756—60 angehören, als die in jeder Hinsicht werthvollsten gelten müssen. Um die jeweilige Situation zu kennzeichnen, sowie zum vollen Verständnisse der hier veröffentlichten Briefe des Königs, folgen als deren Begleitworte an geeigneten Stellen fast ausschliesslich nach den *) Die Grafschaft Glatz (1637Qkm mit 177.000 Einwohnern) bildet gegenwärtig einen Bestandtlieil des Regierungsbezirkes Breslau. East im Mittelpunkte des an Naturschönheiten und Mineralquellen reichen Berglandes liegt die angeblich schon von Attila mit Festungswerken umgebene Hauptstadt Glatz (13.000 Einwohner) an der Neisse. Im frühen Mittelalter bereits mit Mauern und Thürmen versehen, erhielten Stadt und Schloss um die Mitte des 16. Jahrhunderts stärkere und den Pulvergeschützen widerstehende Fortificationen. Während des dreissig- jährigen Krieges ummauerte Graf Thum den Dom, den er auch noch durch ein starkes Bastion sicherte. Bald nachher wurde das Schloss durch zwei, tlieilweise in den Felsen gesprengte Werke auf der Westseite verstärkt und die grosse Schanze auf dem Wenzelsberge noch erweitert. Im Jahre 1740 hatte das Schloss eine vollständig bastionirte Umwallung, deren lange Courtinen übrigens vielfach schadhaft geworden waren, wie überhaupt die Festung im Zustande grosser Vernachlässigung sich befand. 2) Heinrich August Baron de la Motte-Fouqué wurde am 4. Februar 1698 im Haag geboren. Seiner Bravour im schwedischen Kriege (1715) verdankte er die Beförderung zum Oflicier im preussischen Regimente Dessau. Als Friedrich seinen Fluchtversuch durch strenge Haft in Küstrin büsste, gelang es Fouque, damals einer der Officiere der Besatzung, durch würdiges Betragen und opferwillige Hingebung die Freundschaft des Kronprinzen zu erwerben (1730), dessen Gesellschafter er auch später in Rheinsberg war. Dieses Verhiiltniss nöthigte aber Fouque, als Major auszutreten (1738) und als Oberstlieutenant dänische Dienste zu nehmen. Nach der Thronbesteigung (1740) ernannte Friedrich II. seinen Freund zum Obersten im Regimente Dumoulin und bald nach der Schlacht von Czaslau (1742) zum Gouverneur von Glatz. Fouqué starb als General der Infanterie in Berlin am 3. Mai 1774. Sein Enkel Friedrich Heinrich (1777—1843) erwarb sich als talentvoller Dichter („Undine“) einen ehrenvollen Rang unter Deutschlands Romantikern.