Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

330 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. Er werde daher diesem Befehle nicht nachkommen, „denn dass man von einem Unglück in das andere verfallen und nun vollends auf ein Ungewisses so viel hazardiren solle, ziehe er in bessere Betrachtung und sorge sich gar nicht, solches zu verantworten.“ Dem Hofkriegsrathe gegenüber äusserte sich Khevenhüller: „der Armee-Commandant habe 6000 Mann in kleinen Posten verzettelt und ihm von seinen Absichten und Dispositionen nicht das Mindeste mitgetheilt; es suche nun der Graf Seckendorf, um sich aus der Schlinge und bei verdorbenen Sachen herauszuziehen, ihm Alles auf den Hals zu bürden“ — er stellte daher die „geziemenden Bitten: ihm nicht aufzutragen, dass er die verdorbene und in lauter Unord­nung versenkte Sachen auf seine Verantwortung nehme, sondern, wie es billig und natürlich, dass derjenige, der es angefangen, auch aus­machen solle“. Während der Zeit, welche diese Correspondenzen in Anspruch nahmen, war der Würfel in der That schon gefallen, und der Hof- kriegsrath beauftragte Khevenhüller, einen Plan für die Postirung und die Winterquartiere einzusenden. Hiemit war wohl die Differenz der beiden Commandanten beendet, keineswegs aber die missliche Lage gebessert, in der sich das Khevenliüller’sche Corps befand. Um bei Nissa freie Hand zu haben, hatten die Türken zwei starke Corps bei Rakovica an der Timok-Mündung und bei Ncgotin postirt. Feldmarschall Khevenhüller konnte nichts thun, sich derselben zu entledigen, und detachirte nur 1 Dragoner-Regiment zum Schutze der walachischen Grenze nach Alt-Orsova, um wenigstens von dieser Seite her theilweise gesichert zu sein. Es war dies der Schluss seiner Thätigkeit in diesem Feldzuge; am 23. September begab er sich mit dem gleichfalls erkrankten FML. Batthyányi nach Temesvár und von dort nach Wien. Das Commando des Corps übernahm nominell der sächsische General Rutowski, während GFW. Graf Salm als Commandant der kaiserlichen Truppen thatsächlich die Operationen leitete. Zugleich ordnete der Hofkriegsratli an, dass die sächsischen Truppen in die Winterquartiere zu entlassen seien, wohin sie sich auch nach ihrer Concentrirung am 4. November in Marsch setzten. Am 1. November traf das Detachement des General Chanclos von Ravna und am 2. die Garnison von Nissa in Semendria ein, welche beide an den General Salm gewiesen wurden. General Salm hatte von Feidmarschall Khevenhüller den Auftrag erhalten, die Stellung von Brza-Palanka aufs Ausserste zu behaupten und eventuell seinen Rückzug nach Alt-Orsova zu nehmen, welches von der Infanterie zu besetzen sei, während die Cavallerie die Grenze gegen die Walachei zu bewachen hätte. Mittlerweile hatten die Türken ihre durch die Ereignisse bei Nissa unterbrochene Bewegung wieder aufgenommen. Der Commandant

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