Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737
II. Der Feldzug von 1737. 327 Mittlerweile hatte sich das Gros des Gegners mehr aufwärts des Timok gezogen, übersetzte den Fluss gegenüber Rabdin, warf die dort aufgestellten schwachen Vorposten zurück und rückte zum Angriffe auf Eadojevac vor. Feldmarschall Khevenhüller hatte in Voraussicht dessen seine Truppen etwa 1000 Schritt vorwärts des Lagers in Schlachtordnung formirt und wies die wiederholten Angriffe der Türken zurück. Während die kaiserlichen Truppen in der Front beschäftigt waren, hatte sich ein Schwarm Spahis, gedeckt durch eine Hügelreihe im Rücken der Aufstellung, dem Lager genähert und brach plötzlich mit lautem Geschrei in dasselbe ein. Die zunächst stehenden kaiserlichen Abtheilungen machten alsbald „Kehrt“ und zwangen durch ihr kräftiges Feuer den Feind zur Flucht, welcher unterwegs das Dorf Radojevac in Brand steckte, sonst aber nur Gelegenheit fand, einige Zelte plündern und mehrere Kranke und Knechte, die im Lager zurückgeblieben waren, niederzumachen. Die verschiedenen Angriffe währten von 2 Uhr Nachmittags bis zu Sonnenuntergang, wo sich die Türken über den Timok zurückzogen, den sie stark besetzt hielten. Auch die kaiserlichen Truppen bezogen am Abende wieder ihr Lager. Foldmarschall Khevenhüller beziffert die Stärke dos Gegners auf 15.000 bis 16.000 Mann, zumeist Cavallerie; der Verlust, den die kaiserlichen Truppen im Gefechte erlitten, betrug 5 Offioiere, 391 Mann und 92 Pferde. Bei dem Überfalle des Lagers kamen 116 Mann um, worunter 114 Sachsen, bei welch’ letzteren die Original-Verlustangabe jedoch bemerkt: „In der Rubrique: „Was im Lager geblieben“ haben die Sachsen 114 Mann angesetzt; vermuthlich weilen der Churfürst solche bonificiret, denn man hat keine 30 Todten im Lager gefunden.“ Die Nacht nach dem Gefechte verlief ruhig. Bei Tagesanbruch am 29. jedoch bemerkte man eine grosse Bewegung im türkischen Lager und hochaufsteigende Staubwolken in der Richtung nach Negotin. Feldmarschall Khevenhüller schloss hieraus auf die Absicht des Feindes, die Stellung des kaiserlichen Corps zu umgehen und ihm durch Besetzung der Defiléen von Kusiak den Rückzug abzuschneiden. Um dem zuvorzukommen, wurde um 9'/a Uhr nach gehaltenem Kriegs- rathe der Rückmarsch angetreten. Die Voraussetzung erwies sich als richtig; die Truppen hatten jedoch einen solchen Vorsprung, dass es dem Feinde nur mehr gelang, die Nachhut zu erreichen, ohne irgend welchen Schaden anrichten zu können. Das Corps marsehirte unaufgehalten durch die Defiléen längs der Donau bis Brza - Palanka, wo die Infanterie am 30. September Mittlieilungen des k. k. Kriegs-Archivs. 1881. 23