Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

328 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. das Lager bezog, die Cavallerie aber den Marsch nach Grabovica fortsetzte. Die auf Postirung am Timok gestandenen Truppen zogen sich über Majdanbek zurück. Am selben Tage, wo das Corps Radojevac verhess, hatte das Kriegsschiff „St. Carl“, welches den Transport der Kranken und Blessirten deckte, ein heftiges Gefecht mit einer Landbatterie von 4, und 19 grossen Tschaiken von je 8 Geschützen, das, von dem Capitän M e r 1 o vortheilhaft geführt, bis in die Nacht dauerte und sich am 30. wieder erneuerte. Obwohl die Türken an diesem Tage strom­aufwärts 4 neue Batterien mit 14 Geschützen aufgeworfen hatten, so gelang es der umsichtigen Führung des Capitän Merlo dennoch, nicht nur seinen Curs stetig zu verfolgen, sondern auch bei der unteren Insel Ostrova die Türken am 1. October so entscheidend zurück­zuweisen, dass sie jeden weiteren Versuch airf den Convoi aufgaben. Der „St. Carl“ hatte in diesen Gefechten 518 Schüsse aus seinen Geschützen und 5226 Gewehrschüsse abgegeben, dagegen aber nur allein in den grossen Mast 40 Stückschüsse erhalten und sonst auch bedeutende Havarien erlitten. Von der 250 Mann starken Be­mannung blieben 2 Mann todt und 6 wurden verwundet. Mit dem Gefechte von Radojevac war die Widerstandsfähigkeit des Khevenhüller’schen Corps auf ein Minimum reducirt. Nicht allein die Verluste vor dem Feinde, Krankheiten und Mangel lichteten die Reihen der kaiserlichen Truppen, sondern es lockerten sich allmälig auch die Bande, welche die heterogenen Elemente, aus denen sie bestanden, bisher zusammengehalten hatten. Die Milizen, insbesondere die Thcisser- und „Marmaroscher- Grenzer“, musste Feldmarschall Khevenhtiller truppweise in ihre Heimat senden, da sie, gänzlich verwildert, nur in Raub und Plünderung ihre Aufgabe sahen. Die sächsischen Hilfstruppen verweigerten geradezu den Dienst. Als am 4. October die Nachricht kam, dass 15.000 Tataren in Widdin angelangt seien, von denen die Hälfte sich gegen Majdanbek, die Anderen nach der Walachei wenden würden , forderte Feldmarschall Khevenhüller den sächsischen General Rutowski auf, zwei von den in Belgrad stehenden Bataillonen nach dem wichtigen Majdanbek zu disponiren. Rutowski schlug dies aber kurz ab, indem er sich auf die Convention berief, die ihm verbiete, länger als bis zum letzten October Dienste zu thun, während der verlangte Befehl nicht vor dieser Zeit ausgeführt werden könne. Der Feldmarschall war daher genöthigt, von seinem ohnehin schwachen Corps die nöthigen Truppen zu entnehmen und, um sich für alle Fälle zu sichern, den Train, die Maroden und die leeren Pferde nach Orsova zu senden, die Kranken und Verwundeten aber zu Wasser nach Uj-Palanka zu instradiren.

Next

/
Thumbnails
Contents