Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

280 Der Krieg mit der Pforte 1736 — 39. rüstung eines Heeres zu jener Zeit unzertrennlich waren, nicht Alles in der Vollkommenheit zur Ausführung gelangte, wie es geplant wurde, so blieb doch die Armee in einer ausnehmend günstigen Verfassung. Seckendorf übertrieb keineswegs, als er in dem Schreiben, mittels welchem er dem Feldmarschall Münnich seine Ernennung zum Armee- Commandantcn anzeigte, den vorzüglichen Zustand der kaiserlichen Armee und ihre treffliche Ausrüstung rühmend hervorlioh. Die Basis für die Verwendung des kaiserlichen Heeres im Feld­züge 1737 bildete das Zusammengehen mit Russland. Nach langem Ver­handeln war in dieser Beziehung ein Operations-Tractat ddo. 9. Jänner zu Stande gekommen, der sich im Allgemeinen an den von Wien aus im Vorjahre proponirten anschloss. Russland stellte auch in diesem Jahre zwei Armeen auf, und zwar sollte die eine unter Feldmarschall Münnich: 93.000 Mann regulärer Truppen und 15.000 Kosaken, Ende März aufbrechen und Ende April vor Oczakow stehen. Feldmarschall Lacy mit 49.000 Mann regulärer und 20—25.000 irregulärer Truppen war gegen die Krim bestimmt. Beide Armeen sollten die Macht der Türken derart beschäftigen, dass der Kaiser auch die in Siebenbürgen befindlichen Truppen herausziehen und zu den gemeinsamen Opera­tionen verwenden könne. Sollten die Türken nicht über die Donau gehen und sich gegen die kaiserlichen Truppen wenden, so würde Feldmarschall Münnich die Belagerung von Oczakow einem Corps überlassen, mit der Haupt­macht aber die Donau übersetzen und gemeinsam mit der kaiserlichen Armee operiren. Österreich hatte mindestens 80.000 Mann regulärer Truppen in’s Feld zu stellen und in das feindliche Gebiet einzurücken, sobald die Russen vor Oczakow stünden. Bei jeder der alliirten Armeen wurden gegenseitig militärische Bevollmächtigte accreditirt und waren dies bei der kaiserlichen Armee der russische Oberst Darewski und der Garde-Rittmeister Baron Taube, bei der Armee des Feldmarschall Münnich der kaiserliche Oberst von Bärnklau. Auf Basis dieser Vereinbarungen wurden Anfangs April bei einer, in Gegenwart des Kaisers abgehaltenen Minister-Conferenz, die Opera­tionen des nächsten Feldzuges in allgemeinen Grundzügen festgestellt. Es wurde beschlossen, nur Eine Armee zu formiren, selbe bis halben Mai bei Passarowitz zu sammeln und dann nach Umständen zu operiren. Um einerseits den von Russland geforderten Bruch mit der Pforte zu demonstriren, dann, um beim Frieden Bosnien auf Grund des uti possidetis behalten zu können, hatte FZM. Prinz Hildburg­hausen die Operationen über die Save zu eröffnen, war jedoch, sowie FZM. Wallis, in jeder Beziehung dem Feldmarschall Seckendorf untergeordnet, der das Corps nach Bedarf auch ganz an sich ziehen konnte.

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