Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

II. Der Feldzug von 1737. 281 Der Banus von Croatien, Graf Johann Eszterházy, wurde ange­wiesen, das Commando über die Banderien des Königreiches zu über­nehmen und die croatisclie Grenze zu besetzen, ohne ausdrücklichen Befehl aber nichts gegen die Türkei zu unternehmen. Das siebenbürgische Corps hatte bei Beginn der Feindseligkeiten möglichst viel Land zu oceupiren und die türkische Walachei zu brandschatzen. Um der Hauptarmee die Actionsfreiheit auch nach Osten hin zu sichern, wurde der General-Quartiermeister-Lieutenant, Oberstlieutenant Grämlich, beauftragt, den noch vom Markgrafen Ludwig von Baden herrührenden Weg über Majdanbek an den Timok zu recognosciren, mit welchen Mitteln derselbe binnen höchstens acht Wochen in Stand gesetzt werden könne, und welche Ressourcen die Gegend für ein Cavallerie-Corps von 60—70 Escadronen biete. Diese Beschlüsse, welche vornehmlich dem Corps in Croatien alle Selbständigkeit nahmen, die ihm die Instruction des Vorjahres verliehen hatte, bildeten nun das Substrat der weiteren militärischen Berathungen, zu welchen auch der kaiserliche Internuntius in Constantinopel, Frei­herr von Talman, zugezogen wurde. Die Ansichten über Richtung und Ziel der Operationen gingen weit auseinander, standen sich oft schroff gegenüber. Wenn die Gegen­sätze, wie sie hier zu Tage traten, einen Rückschluss erlauben auf das innere Gefüge jener hohen Stelle, von der die oberste Leitung der Armee ausging, so vervollständigen sie auch das Gesammtbild der nachgefolgten Kriegscreignisse und erhellen manches Dunkel, beant­worten manche sonst unlösbare Frage. Bemerkensworth ist, dass im Rathe der Generale der Diplomat es war, der zur thatkräftigen Offensive rieth, die, einem grossen politi­schen Zwecke dienstbar gemacht, auch zu grossen Zielen führen sollte. Gestützt auf eine gründliche Kenntniss der Verhältnisse, ist der Plan, den Freiherr von Talman entwickelte, nicht allein der Ausdruck eines weiten politischen Blickes, sondern auch in allen seinen Theilen mili­tärisch richtig basirt. Vor die Wahl einer Offensive oder Defensive gestellt — sagt Freiherr von Talman — verbiete schon die ganz unverhältnissmässige Ausdehnung der Grenzen, an letztere zu denken, während sich bei der Offensive die Breite der Front in dem Maasse verringere, als die Armee auf feindlichem Boden vordringe. Wegen des vortheilhaften Einflusses, den die Donau auf alle Operationen ausübe, sei zuerst durch Wegnahme von Widdin der Besitz dieses Stromes und die bedeutendeu Ressourcen der Walachei zu sichern und sich dann gegen Nissa zu wenden, das auf halbem Wege nach Saloniclii, dem alleinigen Ziele des Krieges, liege. 20*

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