Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

II. Der Feldzug von 1737. 279 Numerisch war die aufgebotene Streitmacht vollkommen ge­nügend, um bei richtiger Verwendung jede Aufgabe zu lösen, die ihr unter den gegebenen Verhältnissen gestellt werden konnte; es muss jedoch hervorgehoben werden, dass der Hofkriegsrath es auch sonst an nichts fehlen hess, um die Armee nach jeder Richtung hin schlag­fähig zu machen. Mit Bedacht wurden die Erfahrungen früherer Feld­züge verwerthet und die Ausrüstung der Armee dadurch auf eine Stufe der Vollkommenheit gebracht, die bisher kaum in irgend einem Kriege erreicht wurde. Die Cavalleriepferde, welche sonst vorwiegend auf das Grünfutter und gelegentliche Requisitionen angewiesen waren, erhielten nun auch während des Feldzuges regelmässig Hafer - Rationen, ja es wurden sogar bedeutende Mengen Heu angekauft mit der Bestimmung, den Trappen nachgeführt zu werden, um dem eventuellen Mangel an Rauhfutter abzuhelfen. Nicht minder einsichtsvoll war für den Soldaten selbst gesorgt. Eingedenk der ausserordentlichen Verluste, welche die Truppen wäh­rend des letzten Krieges in Folge des gänzlich mangelnden Schutzes gegön klimatische Einflüsse erlitten hatten, wurden 300.000 Bund Stroh (ä 15 Pfund) für Lagerzwecke angeschafft und der Infanterie überdies gestattet, die in den Winterquartieren benützten Kotzen (Decken) in’s Feld mitzunehmen. Der Reiterei sicherte der Kaiser für die Dauer des Feldzuges eine tägliche Zulage von 5 Kreuzern zu; es wurde mit einem Worte nichts versäumt, um dem Soldaten, „der in den schlechten Winter­quartieren seine Existenz mit 3 Kreuzern täglich fristen musste“, die möglichste Erleichterung zu gewähren. Die Verpflegung der Truppen wurde durch eine grosse Anzahl transportabler eiserner Backöfen wesentlich erleichtert, da dieselben mit einem entsprechenden Personale versehen, den Brodbedarf für die ganze Armee auch während der Bewegung herzustellen vermochten. Sechzig Pontons aus Eisenblech begleiteten auf gutbespannten Wagen den Marsch der Truppen und erhöhten deren Manövrirfreiheit in einem Lande, wo Uferwechsel ebenso häufig vorkamen, als die Mittel hiezu schwierig zu beschaffen waren. Weniger vollständig waren die Vorkehrungen für das Sanitäts­wesen ; auch hätte es können vermieden werden, ein neues taktisches Reglement (das Khevenhüller’sche) gerade in dem Zeitpunkte ein­zuführen, wo die Armee des Beginnes der Operationen jeden Tag gewärtig sein musste. Tliatsächlich waren jedoch die Nachtheile einer solchen Neuerung nur wenig fühlbar und haben auch nicht den geringsten Einfluss auf den Verlauf des Feldzuges ausgeübt. Wenn in Folge der Verhältnisse, sowie durch die vielfachen Reibungen, welche von einem so weit verzweigten Acte wie die Aus­Mittkoilungon des k. k. Kriegs-Arcliivs. 1881. -0

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