Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

274 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. Zur besseren Förderung ihrer Aufgaben durch Geschenke wurden den kaiserlichen Bevollmächtigten 6000 Ducaten, 12 Sackuhren und je 8 Stücke rőtben,' gelben und grünen Tuches zur Verfügung gestellt. Welche Forderungen Russland stellen würde, war weder in Wien noch in Constantinopel bekannt. Wie zuversichtlich man jedoch auch auf die Nachgiebigkeit der Pforte und den Abschluss des Friedens rechnete, der Verlauf entsprach nicht im Entferntesten den gehegten Erwartungen. Nachdem die Conferenzmitglieder volle 70 Tage auf das Ein­treffen der russischen Bevollmächtigten in Niemirow gewartet und die Feindseligkeiten auf beiden Kriegsschauplätzen längst begonnen hatten, wurde der Congress am 20. Juli eröffnet. Die Prüfung der Vollmachten und sonstiges Ceremoniel verzögerte den Beginn der Conferenzcn bis 16. August, welche sechs Tage später mit der vorläufigen Ablehnung dor österreichischen und russischen Forderungen schlossen, die dem Grossherrn nach Constantinopel zu endgiltiger Entscheidung gesendet wurden. Auf den Rath des französischen Botschafters Villeneuve zog cs der Sultan vor, lieber den Krieg aufzunehmen, als in so bedenk­liche Forderungen wie die freie Schiffahrt auf dem Schwarzen Meere und in den Verzicht auf Azow zu willigen. Als nach Ablauf der, für die Entscheidung bestimmten Frist von 2 Monaten keine Antwort aus Constantinopel eingetroffen war, wurde der Congress abgebrochen, und die Bevollmächtigten traten am 11. No­vember die Rückreise an. Kriegsrüstungen. Ungeachtet die Diplomatie fortwährend tliätig war, den Frieden im Wege der Vermittlung herbeizuführen, und wie zuversichtlich auch ein günstiger Erfolg in dieser Hinsicht vorausgesetzt werden mochte, so blieben doch auch die Vorbereitungen zum Kriege Gegenstand der unausgesetzten Sorge des Kaisers und des Hofkriegsrathes. Um den sehr zusammengeschmolzenen Stand der Truppen zu ergänzen, wurde die Stellung von 20.000 Recruten ausgeschrieben und die Lieferung von 3336 Cürassier-Pferden (ä 58 Thaler) und 1844 Dragoner-Pferden (ä 48 Thaler) durch Contrahenten gesichert. Ausserdem wurden 2 Wolfenbüttel’scho Bataillone und, mit Con­vention vom 17. April, ein polnisch - kursächsisches Hilfscorps von 8214 Mann mit 8 Regimentsstücken auf die Dauer eines Jahres in Sold genommen. Der Bedarf an Artillerie wurde mit circa 120 Positions-, 130 Feld­geschützen und 60 bis 70 Mörsern veranschlagt und deren Beistellung, sowie die nöthige Munition sichergestellt. Die grössten Anstrengungen waren hinsichtlich der, fast ganz in Verfall gorathenen Donau-Flotte (Schiffsarmement) erforderlich. Seit

Next

/
Thumbnails
Contents