Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

II. Der Feldzug von 1737. 271 getroffenen Kaisers rechtfertigen: „Ist denn mit Eugen der Glücksstern völlig von uns gewichen!“ ') Der Einfluss solcher Verhältnisse, wie sie zur Zeit bestanden, wo in Wien die hochwichtige Frage: ob Krieg, ob Frieden, ent­schieden worden sollte, machte sich zunächst hinsichtlich der Vor­bereitungen zum Kriege bemerkbar. Eine namhafte Partei war jeder energischen kriegerischen Massregel abhold und erwarteto Alles von diplomatischen Verhandlungen. Dass der Krieg an Seite Russlands gegen dio Türkei überhaupt nicht populär war, und auch der Kaiser, obzwar er die Kriegsrüstungen keineswegs aus dem Auge verlor, doch die Hoffnung auf einen gün­stigen Verlauf der Vermittlungsversuche nicht aufgab, bot der Friedens­partei einen kräftigen Rückhalt und erlaubte ihr, nur immer die edelsten und loyalsten Motive ihrem Handeln voranzustellen. Indess lüftet auch hier der schon erwähnte Gewährsmann * 2) den Schleier; in flammenden Worten drückt er die Entrüstung aus über Bestrebungen, die den Staat dem persönlichen Interesse Einzelner dionstbar zu machen suchten, und schildert rückhaltlos dem Kaiser die Gefahren, die hieraus für die Allgemeinheit erwachsen müssten; schonungslos zergliedert der Prinz die Selbssucht Jener, welche die Kriegsrüstungen absichtlich behindern: „Der Eine mag in Procurirung der Gelder keine Hand anlegen, weil seine und seiner Befreundeten Güter sonst mitcontribuiren müssten; ein Anderer will sich nicht gehässig machen; ein Dritter ist zu indolent und unfähig, in das Detaglio einzugehen, die Jalousie aber verhindert ihn, Andere zu employiren; mit der Hoffnung des Friodens hofft also Jeder in seinem esse zu bleiben und die renomme (woraus sie der Krieg gewiss stürzen würde) im Frieden zu erhalten. Und das ist die Ursache, allergnädigster Herr, warum keine Anstalten gemacht werden; aus eben dieser Ursache aber auch werden wir keinen Frieden erlangen und stehen in der grössten Gefahr, Alles zu verlieren.“ Der Kaiser verschloss sein Ohr nicht dieser offenen Sprache, und in der That ist nahezu Alles, was für die Unterstützung der diplomati­schen Action durch ein wohlgerüstetes Heer gethan wurde, aus­schliesslich auf die Initiative des Kaisers zurückzuführen, der mit unermüdlicher Ausdauer selbst die Details der Kriegsbedürfnisse verfolgte. Nach dem Abschlüsse der kriegerischen Operationen im Herbste 173b hatte der Wiener Hof, im Einvernehmen mit den Seemächten, seine Vermittlerrolle wieder aufgenommen. Der Hofkriegsraths-Präsident Feldmarschall Graf Königsegg leitete durch den kaiserlichen Inter­nuntius bei der Pforte, Freiherrn von Talman, die Verhandlungen, welche ') A. Arneth: „Prinz Eugen von Savoyen“, Band III, S. 483. 2) Prinz Hildburgliausen an den Kaiser, Jänner 1737; Kriegs-Archiv.

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