Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - II. Der Feldzug von 1737

270 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. schäften, in rascher Folge dem Sonderinteresse einen ganz überwiegenden Einfluss Zufuhren musste. War es unter Prinz Eugen nicht anders möglich, als dass Alles und Jeder sich dem Staatsintoresse unterordnete oder doch demselben nicht entgegenstrebte, so riss nach seinem Tode ein Personencultus ein, der das eigene oder das Partei-Interesse als das vornehmste Motiv seines Handelns auffassto. FZM. Prinz zu Sachsen-Hildburghausen, einer der hervorragendsten und hingehendsten Generale, der nie mit seiner Meinung dem Kaiser gegenüber zurückhielt, sagt in einem Memoire, ddo. Kreuz (Croatien), 12. Jänner 1737, über die augenblickliche Situation: „Euer kaiser­lichen Majestät Einsehen ist unbeschreiblich; — Dero allergnädigste Befehle sind höchst erleuchtet; wenn es nur Ihre Majestät auch selbst exequiren könnten, oder Leute hätten, die es exequirten und nicht blos nach ihrer Gelegenheit Folge leisteten, wäre es vortrefflich und ich bin gewiss versichert, es würde der ganze Status ein anderes Ansehen haben.“ Als eine natürliche Folge der umfassenden Thätigkeit Prinz Eugen’s erscheint es ferner, dass sich die Wirkungssphäre mancher der hervorragendsten Staatsbehörden unbemerkt, aber stetig eingeengt hatte, so zwar, dass einzelne derselben schliesslich in einer Weise zusammen­gesetzt waren, die dem selbständigen Wirken, welches nach Eugen’s Tode wieder nothwendig wurde, nicht entsprach. Wie sehr dies auch hinsichtlich der obersten militärischen Stelle, dem Hofkriegsrathe, der Fall war, lässt sich aus einem Vorträge des Prinzen Hildburghausen entnehmen, in welchem derselbe über aller­höchsten Befehl die Reform der Armee behandelt. Nachdem der Prinz eine durchgreifende Änderung des gesummten „Systhematis militaris“ als unerlässlich hinstellt, fordert er als erston Schritt hiezu, dass der Hofkriegsrath, „welcher aus lauter Leuten bestehet, die vom Militair nichts wissen, als was sie aus der Theorie erlernt“ — künftig derart zusammengesetzt werde, „dass dem Präsidenten und Vicepräsidenten mindestens sechs Generalspersonen, welche des Militaris ex fundamento, wie auch des oeconomicae militaris zulänglich kundig wären, zugegeben werden müssten“. Fügt man dem noch hinzu, dass in Folge der Weltstellung der österreichischen Habsburger die Armee und der Hof Carl’s VI. zur Arena wurden, in welcher dio widerstreitendsten Bestrebungen Ehr­geiziger aus allen Ländern des civilisirten Europa’s um die Palme des Erfolges rangen, — so werden selbst die hier gegebenen allgemeinen Andeutungen genügen, um sich ein richtiges Bild der Frictionen zu schaffen, die den Gang der Staatsmaschine hemmten, — es wird dies den schmerzlichen Ausruf des, von der Ungunst des Geschickes schwer

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