Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Friedrich Spigl, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archive: Repressalien-Gefechte an der croatisch-türkischen Grenze in der Zeit von 1809 bis 1845

8 Repressalien-Gefeehte au der Kroatisch-türkischen Grenze Eine einfache Drohung hatte schliesslich zur Folge, dass der Capitän, welcher Cetin besetzt hielt, noch vor dem Eintreffen des Marschalls bei der Veste diese räumte, Geschütze, Munition und Mund- vorräthe intact zurücklassend. Diese nachdrückliche Zurechtweisung brachte völlige Ruhe an der Grenze hervor, welche die Zeit der französischen Herrschaft über­dauerte. Es ist wohl anzunehmen, dass der damalige Nimbus der franzö­sischen Waffen allein viel beigetragen haben mochte, den später bekundeten verwegenen Trotz der bosnischen Türken damals nieder­zuhalten. Einige Zeit nach dem ersten Pariser Frieden verhielten sich die Türken des Unna-Winkels noch ruhig. Das abschreckende Beispiel von Izacic war noch in zu frischem Angedenken und Österreich besass nicht minder als Frankreich die Mittel, Grenzfrevel empfindlich zu bestrafen. Als aber der Wiener Congress eine allgemeine Friedens- Politik inaugurirt hatte, und Österreich, nach dem aufgestellten Principe, auch den Ruhestörungen an seinen türkischen Grenzen gegenüber eine grössere Abstinenz beobachtete, da fingen die bosnischen Türken allmälig wieder an, das österreichische Grenzland durch kleine Raub­züge zu belästigen. Weder eine bis auf das äusserste Maass angespannte Grenzbe­wachung, noch die im kleinen Umfange geübten Repressalien konnten Abhilfe schaffen. Die erstere zog jahraus jahrein fast alle Arbeitskräfte vom Ackerbaue ab, der Wohlstand sank und die Bewohner der gebirgigen ersten drei Regiments-Bezirke verfielen in drückende Noth. Die Repressalien, welche man damals nur auf die wirklichen Räuber beschränken wollte, hatten so lange keinen Erfolg, als man sich nicht entschloss, auch deren Hehler und Mitschuldige solidarisch verantworlich zu machen. Die Unterhandlungen mit der türkischen Regierung führten nie zu einem befriedigenden Ergebnisse. Zwar erliess die Pforte von Zeit zu Zeit gemessene Weisungen an ihre Statthalter in Bosnien, um dem Räuberunwesen und den Ruhestörungen an der österreichischen Grenze zu begegnen; da sie aber diese Veziere nie mit der Truppenmacht versah, welche nothwendig gewesen wäre, um dem Befehle auch Gehorsam zu verschaffen, so konnten alle andern Regierungsmass­nahmen keine Besserung der Missstände hervorbringen. Nicht minder willfährig pflegten sich die Veziere selbst zu erweisen, so oft die Landes-Militär-Stelle von Croatien ihre Dazwischen- kunft direct beanspruchte. Doch hatte ihre Willfährigkeit wenig Werth, da alle ihrerseits angeordneten gerichtlichen Verfolgungen, nach mohamedanischer Rechtspflege mit Ausschluss christlicher Zeugen

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