Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Beigabe (1879)

Charakteristik der Feinde und der Verbündeten Preussens ete. 21 kaum von irgend Jemanden, aucli ausserhalb Österreichs, beifällig auf­genommen werden. Loudon’s Ruhm, unter den schwierigsten Verhältnissen er­worben, von Freund und Feind anerkannt, war nur zu wohl be­gründet. Denselben konnten momentane Ausschreitungen einzelner Ab­theilungen, selbst wenn sie auch viel schlimmer gewesen wären, keines­falls alteriren. In einem nach heftiger Gegenwehr erstürmten Platze kamen in allen Zeiten und bei allen Armeen mitunter Plünderungen vor. Wenngleich solche Acte eigenmächtiger Gewaltanwendung und Bru­talität von Seite des Soldaten, sowohl vom militärischen, als vom humanitären Standpunkte weder gebilligt noch gerechtfertigt werden dürfen, so sind sie doch als der Ausfluss wilderregter Leidenschaft unter gewissen Verhältnissen erklärlich und darum milder zu be- urtheilen. Gerade Loudon war in diesem Punkte strenger und gewissen­hafter, als irgend ein General der damaligen Zeitepoche. Nicht nur, dass seine edel und gross angelegte Natur an und für sich schon einen directen Gegensatz zu Übergriffen jeder Art bildete und ihnen überall entgegentrat, so hatte er in den Anfängen seiner militärischen Laufbahn bei dem Trenk’schen Frei-Corps auch genügend Gelegen­heit gehabt, diese Schattenseite irregulärer Truppen aus eigener Er­fahrung kennen und verabscheuen zu lernen. Der Hinweis auf Landshut und Schweidnitz verliert übrigens noch mehr an Gewicht, wenn man ihm jene zahlreichen Fälle gegen­überstellt, in welchen königlich preussische Soldaten, durchaus nicht im Drange des Augenblicks, ähnliche und noch viel ärgere Aus­schreitungen verübt haben. Von dem schon früher erwähnten grausamen Auftreten preussi- scher Reiterei in Gemeinschaft mit den Kosaken Czernitscheff’s (1762) abgesehen, wie hausten die Truppen Friedrich’s II. im Leitmeritzer Kreise auf dem Rückzuge nach der Schlacht bei Kolin! welche Gräuel wurden von ihnen im folgenden Jahre, nach der aufgehobenen Be­lagerung von Olmütz, in Mähren und Böhmen verübt ')! was wurde an Erpressungen und Brandschatzungen aller Art in Sachsen, Franken ’) Das Journal aus dem Hauptquartier Sebranitz, vom 8. bis 12. Juli 1758, Beilage zu Daun’s Bericht aus Hohenmauth, vom 13. Juli, erzählt darüber: „Wo der „Feind in Böhmen seinen Durchzug genommen, lässt derselbe die traurigsten Spuren „zurück, welche die dem gemeinen Soldaten zugestandene, ausgelassenste Freiheit „nach sich zieht. Allenthalben und so weit der Feind langt, wird mit Plündern und „Rauben, wobei sogar die Kircnen nicht verschont bleiben, fortgefahren, und mit „Feueranlegen verschiedener Orten continuiret, somit feiudlicherseits nur einzig und „allein getrachtet, den armen unschuldigen Land- und Bürgersmann auf das äusserste „zu verderben.“

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