Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Anhang

906 Schlusswort. Tiet besorgten Herzens, seinen Völkern durch die Occupation möglichst geringe Opfer aufzuerlegen, entschied sich der Monarch für die Meinung jener seiner Rathgeber, welche zu einem Minimum der aufzubietenden Machtmittel riethen; waren ja überdies die Anzeichen, welche hoffen liessen, dass dem friedlichen, segensreichen Beginnen kein ernster Widerstand entgegengesetzt werde, die überwiegend zahl­reicheren. Den localen Verhältnissen entsprechend, und unter den, so weit es die knapp zugemessene Zeit gestattete, umfassendsten Vor­bereitungen wurden die zur Occupation bestimmten Truppen in Marsch gesetzt. Aber bald traten Ereignisse ein, die keinen Zweifel liessen, dass die Muhammedaner, gegen jede bessere Einsicht sich verschliessend, in wildem Fanatismus und ungebändigter Kampfeslust zu den in reich­lichster Zahl vorhandenen Waffen greifen würden, während die Regierung in Constantinopel diesem wahnsinnigen Beginnen theils passiv gegen­überstand, theils dasselbe förderte. Aber auch die Elemente schienen dem Unternehmen nicht günstig, denn sie traten in störendster und erschwerendster Weise demselben entgegen. Hauptsächlich in Folge der höchst ungünstigen Witterungs­verhältnisse hatte sich der Marsch der linken Flügel - Colonne ver­zögert. Die Aufständischen der Posavina benützten den Zeitgewinn geschickt und rasch, um sich zu sammeln und zu ordnen, so zwar, dass hier die k. k. Truppen, tief erschöpft und durch die Unmög­lichkeit, den Nachschub rechtzeitig zu bewirken, ungenügend mit Nah­rungsmitteln und Munition versehen, einer Uebermacht entgegentraten, welcher sie nach heldenmüthigem Kampfe weichen mussten. Wenn nun auch der Fortgang der Occupation im Allgemeinen hiedurch nicht gestört worden war, so erforderte es doch die Ehre und das Ansehen Oesterreich-Ungarns, dass die k. k. Truppen um keinen Preis mehr einer solchen zweifelhaften Chance ausgesetzt werden durften, sowie auch die vorgeschrittene Jahreszeit es räthlich erscheinen liess, das Unternehmen in kürzester Zeit derart zu Ende zu führen, dass, durch eine mit erdrückender Stärke, auftretende Macht, die Aufgabe rasch und bei geringsten Verlusten gelöst werden könne. Nachdem nun die übrigen Colonnen, dem kühnen, gewaltigen Geiste des Ober-Commandanten folgend, theils nach wiederholten sieg­reichen Gefechten, theils durch geschickte, überraschende Manöver die Centren der zu occupirenden Länder erreicht hatten, bedurfte es that- sächlich nur mehr weniger, durch die neuaufgebotenen Heerestheile kräftig geführter Schläge, um das ganze Occupations-Gebiet zu unter­werfen, sowie die Machtsphäre Oesterreich-Ungarns bis in die ent­legensten Thäler dringen zu lassen. So war denn das schwierige Werk, Dank der vorzüglichen Füh­rung, Dank den braven Truppen, in verhältnissmässig kurzer Zeit zu Ende geführt und der Boden für die Pacification und Neuorganisirung der Verwaltung des Landes geebnet.

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