Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Anhang

Schlusswort. 907 Namhafte Opfer an Menschen und Geld forderte das Unter­nehmen, aber diese waren wohl unvermeidlich, wie immer man sich auch den Gang der Ereignisse denken möge. Die Verwendung bedeutenderer Streitkräfte gleich vom Beginne an, hätte unleugbar mehr Sicherheit gewährt und ernstere Rückschläge ausgeschlossen. Grössere Truppenmassen können aber weder für den Gebirgskrieg rasch ausgerüstet, noch in einem so ressourcen- und weg­armen Lande, wie Bosnien es ist, rasch bewegt werden. Ein späterer Beginn, ein langsamerer Fortgang der Operationen, waren dann unver­meidlich ; weitere Ausbreitung und festere Consolidirung der Insurrection die natürlichen Folgen. Da würden wohl noch blutigere und hart­näckigere Kämpfe stattgefunden haben, als es thatsächlich der Fall war. Vielleicht noch misslicher hätten sich die Verhältnisse gestaltet, wenn die Landesbewohner, voll des störrigen, kampflustigen Sinnes, diesen in Erkenntniss der Uebermacht Oesterreich - Ungarns unter­drückend , der Occupation gar keinen Widerstand entgegengesetzt hätten. Niemand würde es dann gewagt haben, dem Muhammedaner sein heiliges Kleinod, die Waffe, zu nehmen. Fanatischen Hass im Herzen, in Waffen starrend, wären alle subversiven Elemente, welche jetzt im Kampfe geblieben sind oder das Land verlassen haben, ein Gährungs- stoff gewesen, welcher nur durch eine sehr bedeutende Macht hätte niedergehalten werden können. Die occupirten Länder wären zum Algerien Oesterreich - Ungarns geworden und vielleicht Jahrzehnte der angestrengtesten, wahrscheinlich durch blutige Unruhen unter­brochener Bemühungen hätte es bedurft, um diese Elemente zu fried­lichen Staatsbürgern zu machen. Nun wirkten aber die Occupations- Kämpfe gleich einem die Luft reinigenden und die elektrische Spannung behebenden Gewitter. So können wir uns auch bezüglich des relativ günstigen Ver­laufes und des Ausganges der Occupation, trotz der zahlreichen Nadel­stiche, welche uns ein scheinbar widriges Schicksal fühlen Hess, nur aufrichtig beglückwünschen. — Vornehmlich politische Motive sind es schliesslich, welche nach den Satzungen des Berliner Vertrages die k. k. Truppen nach Spizza, zu dessen Einverleibung in die österreichisch-ungarische Monarchie und zur Besetzung von Theilen des Sandschaks Novibazar führten, womit dermalen die Actionen im Südosten der Monarchie zum Ab­schlüsse gelangten. Mit Befriedigung kann speciell der Soldat auf das vollendete Werk blicken. Wie so oft, war er auch hier der Pionnier der Bildung, der Gesittung — und half Oesterreichs grosse welthistorische Mission, die europäische Cultur nach Osten zu tragen, durchführen. Möge aber auch das nun beginnende Friedenswerk der voll­ständigen Pacificirung der Länder, der Befestigung von Ruhe und Ordnung, der Hebung des Ackerbaues, des Handels und Verkehres und namentlich der allgemeinen Bildung rasch vorwärts schreiten. Nicht wie einst, soll das muhammedanische Element mit Feuer und Schwert bekämpft und vertrieben werden, sondern gerade dieses ist Oesterr. milit. Zeitschrift. (Mittheilungen des Kriegs-Archivs.) 63

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