Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Anhang
900 Besetzung eines Theiles des Paschaliks von Novibazar. Padischah betonend, vor die Front des die üblichen Ehrenbezeigungen leistenden türkischen Bataillons. Gleichzeitig verfügte aber der General den Vormarsch seiner Colonnen. Unter dem Schutze der auf den Höhen stehenden Abtheilungen durchzog das Gros mit klingendem Spiele und wehenden Fahnen die Stadt. Je ein Bataillon des 41. Linien-Infanterie-Regimentes nahm Stellung beiderseits des türkischen Lagers neben der Redoute, wo ein dreimaliges „Hoch“ auf Se. Majestät den Kaiser ausgebracht wurde, in welches die Abtheilungen auf der Glavica und dem Balibegov brdo begeistert einstimmten. Der Rest der k. k. Truppen bezog später am Südfusse der Glavica, unmittelbar an der Nord-Lisiére der Stadt, das Lager. Sämmtliche Höhen wurden mit stärkeren Posten besetzt und auf der Glavica, dann am Pljes vrh durch je eine halbe Genie-Compagnie flüchtige Befestigungen hergestellt. Plevlje ist eine wohlhabende, ziemlich lebhaften Handel treibende Stadt mit 800 Häusern, 7 Moscheen und 8000 Einwohnern, wovon etwa 2000 Orthodoxe, der Rest Muhammedaner. Erstere hatten sich in ostentativer Weise an die k. k. Truppen herangedrängt — während die Muhammedaner ursprünglich eine gewisse Gleichgiltigkeit zur Schau trugen. Geführt vom Kaimakam, erschienen aber noch am gleichen Tage auch deren Notabein, um General-Major Killic zu begrüssen. Der Verkehr der österreichisch-ungarischen und der aus Anatoliern bestehenden, in ihrer Ausrüstung zwar vernachlässigten, doch guten Geist und feste Haltung zeigenden türkischen Truppen gestaltete sich in der freundlichsten Weise und wurde die endgültige Austragung der Räumungsfrage bis zur Ankunft des FZM. Herzog von Württemberg verschoben. Diese erfolgte schon am nächsten Abende und binnen kürzester Zeit gelang es, das Missverständniss in freundschaftlicher Weise aufzuklärenVeranlasst war dasselbe durch den Umstand, dass der Feldzeugmeister, nachdem ihm Husny Pascha am 7. September aus Sarajevo mitgetheilt, dass die Pforte die Belassung ihrer Truppen in Plevlje zugestanden habe, im Sinne der früheren Vereinbarungen wähnen musste, es handle sich um jene Abtheilungen, welche die k. k. Truppen in Plevlje empfangen, dann aber abziehen sollten. In Wahrheit hatte aber die Pforte, in Folge neuerer Einwirkungen der k. k. Regierung der ursprünglichen Forderung Oesterreich-Ungarns nachkommend, eingewilligt, bleibend eine Garnison in Plevlje zu belassen, und war Liva Mustapha Pascha in dieser Richtung aus Constantinopel angewiesen worden. Jetzt über die Sachlage aufgeklärt, kam der Liva den k. k. Generalen in der freundschaftlichsten Weise entgegen und versprach bei Etablirung der Truppen mitzuwirken. Nachdem FZM. Herzog von Württemberg noch die nothwendigen Dispositionen zur Mitwirkung der südlichen Colonne bei Besetzung von Prjepole gegeben, ritt er am 13. September über Golesa nach Priboj, um auch dort im Vereine mit Husny Pascha, der von Sarajevo dahin gekommen war, die Verhältnisse bleibend zu regeln.