Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Die Insurrection
872 Die Insurrection in den Sandschaks. wurde man sich über die Situation klar, und damit war auch die Widerstandskraft so nachhaltig erschüttert, dass sich gegen die unbedingte Uebergabe von Mostar auch nicht Eine Stimme erhob. Dieselbe wurde durch den Secretär des revolutionären Civil-Gouverneurs, Ali Haljevac Effendi, am 5. August bei Milkovic Han vermittelt und am folgenden Tage durch den Einmarsch der k. k. Truppen vollzogen. Die Insurrection in den Sandschaks. Die Bevölkerung der einzelnen Sandschaks verhielt sich gegenüber den Ereignissen, welche der Occupation unmittelbar vorausgingen, sehr zurückhaltend. Weit entfernt, nach irgend einer Richtung hin selbst die Initiative zu ergreifen, erwartete man das Schlagwort aus der Hauptstadt, wohin sich die vornehmsten der muhammedanischen Begs begeben hatten. Der Anstoss zur Erhebung ging daher unmittelbar von den beiden Actions-Centren Sarajevo und Mostar aus und es darf, besonders hinsichtlich Bosniens, behauptet werden, dass ohne die unausgesetzte Agitation, welche von Sarajevo aus betrieben wurde, überhaupt kaum ein nennenswerther Widerstand von den Occupations- Truppen zu überwinden gewesen wäre. In Bosnien standen sich die verschiedenen Religions-Bekenntnisse nicht durchgehends schroff gegenüber. Die griechisch-orthodoxen Christen neigten mehr auf Seite der Muhammedaner, mit denen sie häufig, in einzelnen Districten sogar offen gemeinsame Sache machten. Anders in der Hercegovina. Dort hatte sich die griechisch-orthodoxe Bevölkerung schon vollkommen in den Gedanken einer Vereinigung mit Montenegro eingelebt und sah in den, thatsächlich von den Montenegrinern besetzten Bezirken bereits die theilweise Verwirklichung desselben. Ein Zusammengehen dieses Theiles der Bevölkerung mit den Muhammedanern war also vom Beginn an ausgeschlossen. Ungefähr 56.000 griechisch-orthodoxe Flüchtlinge hatten während des letzten Krieges das Land verlassen und in Montenegro Schutz gesucht, wo die Waffenfähigen, wie schon früher erwähnt, militärisch organisirt wurden. Der Occupation gegenüber verhielten sich die orthodoxen Christen ablehnend und erwarteten das mot d'ordre aus Montenegro; im ferneren Verlaufe der Occupation traten einige ihrer Führer sogar mit den Muhammedanern behufs gemeinsamen Widerstandes in Unterhandlungen, die aber in Folge Weisungen der montenegrinischen Regierung ohne praktische Resultate blieben. Die Katholiken, in beiden Provinzen in der Minderzahl und ausserdem auch durch Emigration geschwächt, hielten sich abseits, ohne einem Zwange, von woher er auch kam, besonderen Widerstand entgegenzusetzen. Unter günstigen Verhältnissen bildeten sie wohl auch eine Art Contra-Guerillas, wie die Bande des Don Ivan Mussic in der Hercegovina, und eine andere ohne bestimmten Führer in der Krajna, welche einen Theil der aus dem Gefechte von Kljuc zurückkehrenden Flüchtlinge in einem Hinterhalte auf der Strmec planina fast vollständig aufrieb.