Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Die Insurrection
Die Ereignisse in Sarajevo nnd Mostar im August 1878. 865 ausschloss, legte man als Aequivalent eine Contribution von 1 Million Piaster auf, was jedoch nicht hinderte, dass sie kurz darauf gleich jedem Anderen zur Insurrection beigezogen wurden. Der Verkehr mit der Aussenwelt wurde scharf überwacht; die Regierung sicherte sich die Alleinbenützung des Telegraphen, sistirte den Postverkehr mit dem übrigen Europa und bedrohte mit den strengsten Strafen Denjenigen, der als Vermittler selbst auch der unverfänglichsten Correspondenz betreten werden würde. Während man sich so eingehend mit socialen Reformen beschäftigte, geschah nur wenig für die Organisation des Widerstandes, der doch allenthalben als das oberste Ziel der Erhebung proclamirt worden war. Allerdings wurden Emissäre ausgesendet, um die Bevölkerung der einzelnen Sandschaks und Kadiluks zu insurgiren, und wurden sowohl reguläre Truppen, als auch einzelne Banden, deren Stärke sich schon am 3. August auf 5000 Mann belief, den vorrückenden k. k. Trappen entgegengesendet; allein diese Massregeln entbehrten jeder Basis, welche den Erfolg hätte verbürgen können. Es gab keine Organisation welch’ immer Art, keine Vorkehrungen für eine regelmässige, gesicherte Verpflegung, keinen einheitlichen Plan, nach welchem der Widerstand hätte organisirt werden können, ja nicht einmal einen Ober-Commandanten, der die Gesammtleitung all’ der wirren Banden übernommen hätte, welche Fanatismus oder brutale Gewalt den k. k. Truppen entgegenstellte. Trotz aller Aufreizungen der Emissäre war die Begeisterung des Volkes für den Widerstand anfänglich nur eine geringe; wenn man auch die wehrfähigen Männer aller Confessionen, die orthodoxen Christen sowohl, als die Katholiken, selbst auch die Juden bewaffnete und sie muhammedanischen Banden anreihte, so war doch auf diese Kämpfer nicht mehr Verlass, als auf die asiatischen Regulären, die man in erste Linie stellte. Ohne Officiere über dem Range eines Jusbaschi (Hauptmannes), da die höheren Officiere meist den Dienst verlassen hatten, als das militärische Ober-Commando dem Arnauten Ismail Beg Selmanovic (Taslidjak) übertragen wurde; ohne Sold, Train, Zelte und überhaupt, ausser den Waffen und ungenügender Bekleidung, jedes Erfordernisses für den Dienst im Felde bar, zeigten sich diese Truppen offen nur wenig geneigt, sich für eine Sache zu schlagen, deren innerstes Wesen ihnen ferne lag. Nach dem Abgänge des Mufti von Taslidza in die Posavina (6. oder 7. August) steigerte sich die Rathlosigkeit des Actions-Comité’s in dem Masse, als die k. k. Truppen stetig vorrückten, und nach dem Gefechte von Maglaj nahm das Comité hieraus Anlass, ein Telegramm an die Pforte abzusenden, in welchem unter Hinweis auf die Unmöglichkeit, mit den geringen verfügbaren Kräften den Eindringling abzuwehren, um Unterstützung gebeten wurde. Mittlerweile bereitete sich in Sarajevo jener Umschwung in den Verhältnissen vor, der bei den Grundlagen, auf welchen die ganze Erhebung fusste, früher oder später eintreten musste. Allmälig gewannen jene unlauteren Elemente, auf welche sich die Agitatoren gegenüber