Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Einleitung

82 Militärische Vorbereitungen. und schien auch der religiöse Fanatismus in seiner vehementesten Form gebrochen. Die geographisch-strategischen Verhältnisse anbelangend, Hessen wohl einerseits die grosse Ausdehnung und vielfache Gliederung des Occupations-Gebietes, dann die nothwendige Scheidung der Occupations- Truppen in zwei räumlich weit getrennte Gruppen die Verwendung bedeutenderer Kräfte wünschenswerth erscheinen; andererseits konnte aber die ausnehmend grosse Schwierigkeit, bedeutende Truppenmassen in dem unwegsamen, armen Gebirgslande zu bewegen und zu ernähren, nicht ausser Acht gelassen werden. Von Seite der beiden Nachbarstaaten Serbien und Montenegro konnte die Beachtung der vollständigsten Neutralität erwartet werden. Nach vielfacher Erwägung aller Einfluss nehmenden Factoren wurden nun vorerst, obwohl man von militärischer Seite einen grösseren Kraftauf­wand gewünscht, mit Rücksicht auf die Schonung der Länder und Finanzen, Truppenkörper in der Gesammtstärke von über 82.000 Mann mobilisirt. Hievon waren an 9000 Mann als Besatzungs-Truppen für Dal­matien bestimmt, da die bedeutende Ausdehnung und der, Grenzüber­schreitungen erleichternde Charakter der Grenze, dann aber auch die durch Jahrhunderte geübte, in der Tradition fortlebende Gepflogenheit der jenseitigen Bevölkerung, Raubzüge erwarten Hessen und zu er­höhter Vorsicht mahnten. In der Zeit bis 5. Juli wurden, um für alle Eventualitäten im ersten Momente sichergestellt zu sein, später zu einem eventuellen Einmärsche mobilisirt, und zwar: für die Operationen in Bosnien das 13. Armee-Corps mit der VI., VII. und XX.; für jene in der Herce­govina, die XVIII. Infanterie-Truppen-Division *). In Allem: 56*/8 Batail­lone Infanterie, 12 Compagnien technischer Truppen, H1/* Escadronen Cavallerie, 112 Geschütze und 4 bespannte Kriegsbrücken-Equipagen, mit dem normirten Stande von 72.713 Mann und 13.313 Pferden. Gleich­zeitig waren die Besatzungstruppen in Dalmatien2), dann für die Depot- Festungen an der Save: Brod und Alt-Gradiska, die 1. und 2. Compagnie des Festungs-Artillerie-Bataillons Nr. XII, und für den Eisenbahnbau in den croatisch-slavonischen Grenzlanden die Feld-Eisenbahn-Abtheilungen Nr. I, VI und XI mobilisirt, beziehungsweise auf Kriegsfuss gesetzt worden. Mit Rücksicht auf den etwa möglichen, anormal grossen Bedarf an Gebirgs-Artillerie wurden Vorbereitungen zur Aufstellung von neuen Gebirgs-Batterien getroffen. Die für den Garnisons- und Cordons-Dienst in Croatien-Slavonien bestimmten Infanterie-Truppen der XXXVI. Infanterie-Truppen-Division nahmen den erhöhten Friedensstand (per Compagnie 157 Mann3) an. J) Siehe Beilagen 2, 3, 4, 5. 2) Siehe Beilage 6. 3) Und zwar die 71. Infanterie-Brigade mit den Linien-Infanterie-Regi- mentern Freiherr v. Scudier Nr. 29, den Reserve-Infanterie-Regimentern Freiherr von Wezlar Nr. 16 und Freiherr v. Sokcevic Nr. 78 — die 72. Infanterie-Brigade mit dem Linien-Infanterie-Regimente Freiherr v. Ajroldi Nr. 23 und den Reserve-Infanterie- Regimentern Erzherzog Leopold Nr. 53 und Graf Jellacic Nr. 79. In Allem 14 Bataillone.

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