Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Die Ereignisse in der Krajna vom 20. August bis zum 19. September
572 tv Operationen gegen Bihac. i- ungarischen Landwehr-Bataillone Nr. 87, 88 und 89 einen Militär- Cordon unter dem Landwehr-Brigadier Oberst Mussulin zu bilden. Das 72. Brigade-Commando liess zur Sicherung der eigenen Aufstellung das vertheidigungsfähige Rastell bei Zavalje verstärken und basirt auf diese Stellung, längs der Grenze ein System von Alarmsignalen errichten. Diese Brigade war durch das 1. Feld-Jäger-Bataillon und die Gebirgs - Batterie Nr. 1/1 verstärkt worden; ferner wurde 1 Compagnie des 87. Landwehr - Bataillons nach Zavalje verlegt. Daselbst war ein Munitions-Depot errichtet und eine halbe Gebirgs- Divisions-Sanitäts-Anstalt eingetroffen. Ende August stand die Brigade in jeder Hinsicht bereit, um die V orrückung zu beginnen; sie war folgendermassen vertheilt: der Brigade-Stab, das 1. Feld-Jäger-Bataillon, die halbe 9,:ra Batterie Nr. 3/XII, die Gebirgs-Batterie Nr. 1/1 standen in und bei Zavalje; das 79. Reserve- Intanterie - Regiment Graf Jellacic mit 5 Compagnien in Petrovoselo, mit 3 Compagnien in Zeljava; (Jas 23. Linien-Infanterie-Regiment Baron Ajroldi hatte 2 Compagnien in Zeljava, 2 in Baljevac, 2 in Zavalje, 2 in Medjudrazje, 3 in Skocaj, 1 in Melinovac. Alle diese Abtheilungen hatten längs der Grenze Feldwachen aufgestellt, welchen manchen Orts Posten der Insurgenten gegenüberstanden. Da sich besonders die Einbruchsstelle bei Prosicenikamen gefährdet zeigte, und da die Verbindung mit Sluin in der Richtung des linken Flügels lag, so unternahm das 79. Infanterie-Regiment täglich Streifzüge in Form von Uebungs- märschen nach dem Rastell jenes Ortes, während das 23. Infanterie- Regiment bis Nebljue streifte. Im Verlaufe der letzten Tage des August steigerte sich die Aufregung jenseits der Grenze zusehends. Christliche Familien kamen allenthalben auf das k. und k. Gebiet und Hessen sich nicht abweisen, weil sie in der Heimat mit dem Tode bedroht waren. Der Mutessarif von Bihac, Hussein Effendi Kara Begovic, warf sich zum Leiter der Bewegung auf und rief alle Männer der Krajna zum Widerstande nach Bihac, sowie an die Grenze bei Prosicenikamen. Unter Hadschi Hassan Salkic aus Peci und Hadschi Ibrahim Medinelija kamen zahlreiche Insurgentenhaufen nach Bihac. Es sammelten sich zwischen Cerkesovac und Sturlic 2—3000 Insurgenten; von diesen lagen speciell 3 Cetas ‘) unter Beg Pozderac mit 3 Geschützen gegenüber Prosicenikamen, und 3 Cetas mit 4 Geschützen als Reserve westlich von Mutnik. Bei den Cetas und grösseren Haufen befanden sich Redif- Officiere und Chargen, welche die Insurgenten im Gebrauche des Hinterladgewehres unterrichteten. Der türkische Oberstlieutenant Nuri Beg leitete mit 1 Major und 7 Hauptleuten die Uebungen. Man sah auch nächst Bihac Abtheilungen exerciren. Im Ganzen hatte die Krajna 8—9000 Mann zum Kampfe an der Westgrenze bereit. Nach verbürgten Nachrichten sollten, einem Bihacer Kriegsraths-Beschluss zufolge, die nordwärts von Bihac versammelten Insurgenten die Grenze überschreiten und gegen Sluin Vordringen, sobald die 72. Brigade ') Abtheilungen in der Stärke von beiläufig 100 Mann.